Einundzwanzigster Auftritt.

[250] Graf Hyazinth. Rath Greif.


HYAZINTH. Rath Greif!

GREIF. Befehlen?

HYAZINTH. Ich kann den einen Terme mir gar nicht aus dem Sinne schlagen! – Vater – sie nannten mich Vater – hat mich touchirt.

GREIF. Wahrhaftig!

HYAZINTH. Assûrément! – Ich wollte, ich hätte in meiner Jugend – Er setzt sich. Greif, ich muß weinen. – Laß Er die Foiblesse nicht unter die Leute kommen.

GREIF. Darf ich zu meinem gnädigen Landesherrn mit Offenherzigkeit jetzt reden?[250]

HYAZINTH. In Gottes Namen – und ohne Zeremonie.

GREIF. Der Herr Graf Christoph haben mit der Baronesse sich überworfen – stehen von der Heirath ab. – Ihre Excellenz, mein gnädiger Herr – sind doch der Aeltere – der Herr des Hauses – treten Sie in seine Stelle.

HYAZINTH. Wir sollten uns vermählen?

GREIF. Das rathe ich. – Das wird die Wünsche des Volkes erfüllen – und Ihr gequältes Herz erfreuen.

HYAZINTH. Fort bien! – Greif! – So hat uns niemalen noch etwas kontentirt. – Eh bien! – so werden wir Gemahl –

GREIF. Und Vater! – Ach gnädiger Herr! – wenn ich bedenke, daß wir Sie nunmehr – Papa – noch nennen werden. –

HYAZINTH. Papa! – Fort bien! – Wir werden Gemahl und Vater! – Und Sie – – Geheimerath und Freiherr.

GREIF kniet. Ach bester Vater! – mein Blut soll für Sie fließen.

HYAZINTH. Mit wem vermählen wir uns wohl?

GREIF. Fräulein Leopoldine?

HYAZINTH. Bon! – Wir wollen ihr gleich den Antrag thun.

GREIF. Vorher verbergen Sie Dero hohe Resolution – Ueberraschen Sie die Frau Baronesse – mehr Herrschaft zu bekommen.

HYAZINTH. Bon!

GREIF. Darf ich mein Diplom zur höchsten Unterschrift wohl heute noch vorlegen? Die andern Herren haben unterschrieben –

HYAZINTH. Heute noch Geheimerath und Freiherr! –[251] Doch eben fällt mir bei – man sieht doch neben dem hohen Stande und andern Qualitäten – auch etwas mit auf die Gestalt – darum formire ich die Quästion: – Was legen wir für eine Farbe an? – Was räth man uns?

GREIF. Ich rathe – Bleu céleste.

HYAZINTH. Scharmant! – Doch sollte ich meinem Herrn Bruder – dem Grafen Baptist es melden.

GREIF. Dieselben haben jetzt nach der Tafel Dero Ruhestunde.

HYAZINTH. Freilich! – und daraus ist er nicht zu erwecken. – Man kann hernach die Unterthanen in ihren Sonntagsröcken – zum Handkuß lassen. – Das wird sie calmiren. – Willner hält eine Oration. – Darin soll er so etwas sprechen – verstehen Sie – von – »Vater« – weil wir uns doch deshalben resolvirt –

GREIF. Reden Hochdieselben sie ein bischen freundschaftlich an – so will ich gleich auf eine Heirathssteuer den Antrag machen.

HYAZINTH. Bon! – Hätten wir nur etwas noch von Jugend!

GREIF. Kleiden sich Ihre Excellenz nur Bleu céleste

HYAZINTH. Die Jugend! – sie echappirt d'rum gar zu schnell!

GREIF. Dagegen kommt die Weisheit.

HYAZINTH. Das ist nun wieder wahr! – Inzwischen schicken Sie uns eine Limonade. – Wir haben uns im Ganzen sehr echauffirt. Geht.

GREIF im Gehen. Das ist der Puls des Bräutigams.

HYAZINTH an der Thüre. Fort bien! – mein lieber Herr Geheimerath – von Greifhart!

Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 250-252.
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