Eilfter Auftritt.

[269] Graf Hyazinth. Graf Bardenrode. Leopoldine. Rath Greif.


BARDENRODE. Sie haben mich verlangt? – O wüßten Sie wie mich das freut! Sei's – daß Ihr Herz dein meinigen sich anvertrauen will – sei's auch nur das Verlangen nach Unterhaltung; es freut mich innig, daß mein guter Onkel endlich mich bemerkt.

HYAZINTH. Ihre Excellenz, Herr Graf!

LEOPOLDINE. Und da Sie mich mit dem Grafen fordern, lieber Onkel, so setzen Sie mit Recht die nämlichen Gesinnungen für Sie bei mir voraus. Sie sieht einen nach dem andern an. Oder – dürfte ich mit einer ganz besondern Beziehung mir noch schmeicheln?

HYAZINTH galant. Sie dürfen, ma Nièce!

LEOPOLDINE fliegt auf ihn zu, und umarmt ihn. Onkel – bester, guter – lieber, lieber, lieber Onkel!

HYAZINTH hält sie eine Weile in seinen Armen fest, sieht[269] gegen Himmel, und sagt feierlich. Enfin, je suis heureux!

BARDENRODE. Das könnten Sie längst schon sein.

HYAZINTH. Besser spät als gar nicht. Feierlich. Ihre Excellenz belieben sich zu setzen – und Sie auch, ma Nièce! Man setzt sich. Wir haben alles wohl erwogen, was uns der Herr Graf gesagt. Das Elend unserer Unterthanen rührt uns so sehr – daß wir, dem abzuhelfen, fest entschlossen sind.

LEOPOLDINE. Ach theurer, guter Onkel!

BARDENRODE. Sie flechten sich einen Kranz, der immer grünen wird.

HYAZINTH. Setzen sich der Herr Geheimerath doch auch.

GREIF setzt sich.

HYAZINTH. Ihre Excellenz; und Sie, ma Nièce – werden mir darin behilflich sein.

BARDENRODE. Meine besten Kräfte biete ich willig zu Ihren Diensten auf.

HYAZINTH. Unser Herr Bruder, Graf Christoph, sind von der Vermählung abgestanden –

BARDENRODE. So höre ich.

HYAZINTH. Nun treten wir in unsere Rechte wieder ein, und wollen zum Besten des Landes und der Unterthanen uns vermählen.

BARDENRODE nach einer kleinen Pause, mit gutmüthiger Wahrheit. Von Herzen, lieber Onkel, wünsche ich Ihnen eine Gattin, die, zu diesem edlen Zwecke mitzuwirken, Kopf und Seele hat.

HYAZINTH. Das war sehr gut gesagt. Ich bin Ihnen von Herzen obligirt. Er steht auf und verbeugt sich gegen Leopoldinen. Wir wählen Sie zur Gattin, ma Nièce![270]

LEOPOLDINE fährt rasch auf. Mich?

BARDENRODE eben so. Leopoldinen?

GREIF unterbricht die Gruppe des Erstaunens mit boshafter Lautheit. Der Himmel wird dies Band beglücken!


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 4, Wien 1843, S. 269-271.
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