Achter Auftritt.

[57] Baron. Haushofmeister. Ruhberg der Sohn bald wieder zurückkommend.


BARON. Er weiß wohl nicht, mein guter Alter – ob Sein Herr jetzt bei dem Fräulein Kanenstein ist?

RUHBERG DER SOHN tritt hastig ein. Herr Baron!

BARON. Was haben Sie –

RUHBERG DER SOHN sich leicht stellen wollend. Sie glauben also – wenn ich diese Leute bezahlen könnte – hätte ich Hoffnung bei dem Fräulein?

BARON befremdet und verwirrt. Ja die haben Sie – Mein Gott ja – aber was haben Sie – blaß entstellt – der Angstschweiß steht Ihnen auf der Stirne – Sie zittern –

RUHBERG DER SOHN. – Dem alten Manne währt die Zeit lange. Geht ab.

BARON ihm nachsehend. Eine kleine Pause. Das begreife ich nicht!

HAUSHOFMEISTER. Sehen Sie, Herr Baron, ich kann Ihnen nicht sagen, ob mein gnädiger Herr alleweile bei dem Fräulein sind, denn um des gnädigen Herrn Thun und Lassen, Gehen und Stehen bekümmere ich mich nicht. Ich denke immer: »Was deines Amts nicht ist, da laß deinen Vorwitz« und Gott sei gedankt! – ich befinde mich wohl dabei.

BARON. Ha ha, das glaube ich – ich lobe Ihn.

HAUSHOFMEISTER. Aber mein gnädiger Herr sind auch nicht etwan so – wie es manche gibt. – »Die Schale weggeworfen, wenn die Zitrone ausgedrückt ist.« – Denn sehen Sie, ich bin ein Erbstück von dem seligen alten Herrn.

BARON. So so! – Aha![58]

HAUSHOFMEISTER. Ich kann Ihnen sagen, Herr Baron, auf dem Gute ist kein Acker Landes, kein Weiher, kein Gehölz, kein Baum, Obst- und Gemüsegarten, ich weiß, was er trägt.

BARON. Tausend! – das ist viel.

HAUSHOFMEISTER. Ja, den möchte ich sehen, wer den gnädigen Herrn um einen Pfennig betrügen könnte, wenn er erst durch meine Hand gehen muß.

BARON. O ja, dafür sehe ich Ihn an.

HAUSHOFMEISTER. Ja – es wird doch nichts erübriget. Bei dem seligen Herrn war allezeit ein starker Ueberschuß, bei uns aber will es nicht zulangen. – Herr Baron! Raunt ihm vertraulich zu. Der Staat ist zu groß. –

BARON lachend. Ja wohl da –

HAUSHOFMEISTER wie vorhin. Sie wollen es Fürsten und Herren gleich thun!

BARON. Ja, da liegt es.

HAUSHOFMEISTER. So eine Reise nach Italien, die macht mir denn auch viel Molestie. Da kommt ein Brief nach dem andern. – »Geld, Alter – Geld!« – Da muß hingeschickt werden – Ah – es ist eine Schande und ein Spott. Wenn der gnädige Herr hier etwas kaufen, da fragen sie so wohl zuweilen Dero alten Knecht – o, da habe ich schon manchen luftigen Handel den Krebsgang gehen lassen.

BARON lange Weile findend. Das ist wahr, Sein Herr hat an Ihm einen treuen Diener.

HAUSHOFMEISTER. Ja, ich bin ein alter Knabe, aber, was die Treue importirt, da thut mir es keiner gleich.


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Theater. Band 2, Wien 1843, S. 57-59.
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