6.

[76] Ich widmete damals, vor sechs Jahren, diesem großen Gedichte die Sorgfalt, welche es unerläßlich fordert, sagte der schwarze Domino. In meiner Bearbeitung hatte ich den Spaßmacher gestrichen, den Luxus in den Szenen des mohrischen Personenkreises beschränkt, die wunderliche Audienz von Alfonso und Tarudante durch einfache Botenmeldungen zu ersetzen versucht. Denn auch in diesem hohen Werke hat Calderon nicht von seinen uns ungenießbaren Seltsamkeiten ablassen mögen, und sie stören darin doppelt. Ehe ich den Schauspielern das Stück vorlas, las ich ihnen ein Kollegium über den Angriff eines solchen Werkes und über die Rezitation des Verses, damit der Trochäus und die Strophe klinge und nicht so theaterüblich herabgeleiert werde. Sie kamen auch wirklich in eine gesammelte Stimmung für die Aufgabe. Die Vorbereitungen selbst wurden durch einen Wetteifer freundschaftlichen Mitwirkens verschönt. Schadow gab mir eine kleine, klösterlich abgelegene Zelle auf der Akademie zu den Leseproben her. Man mußte an allerhand Polterkram vorbei durch die unbesuchtesten Gänge wandern, und war in dem engen Gemache wie von aller Welt abgeschieden. Unter den Fenstern rauschte der Rhein, die weißen Wände röthete die Frühlingssonne. Bei dem Klange der Wellen, in dem rosigen Schein wurden da Sylben gemessen, Akzente festgestellt, die Schattirungen der Rede ausgearbeitet. Schirmer entwarf mir den Prospekt von Fez, Hildebrandt stellte die Ausschiffungs- und Kriegsgruppen, Felix Mendelssohn schrieb die Musik zum Werke; zwei herrliche Sklavenchöre nämlich, und einen ganz originellen, wie aufgelöste katholische Kirchenhymnen klingenden Marsch, zur Erscheinung des Geistes. Es waren gute Tage! – Mich freut es, daß ich mit der Exposition Deinen Sinn getroffen habe. Ich wirkte nämlich dahin, daß Grua, der den Prinzen spielte, in den ersten Szenen die Rolle ohne die herkömmlichen Bezeichnungen der Devotion, leicht, ritterlich-froh und wagemuthig nahm.

Wie wurden Sie aber überhaupt mit der Truppe, deren Vorgesetzter Sie doch nicht waren, fertig? fragten mehrere junge Leute.

Gut, übel, friedlich, kriegerisch, heute so, morgen so, versetzte der schwarze Domino. Das Schauspielervölkchen hat noch Niemand erschöpfend beschrieben, man muß mit ihm zu thun bekommen, um es kennen zu lernen. Das Sonderbarste ist, daß seine Launen wirklich nach nothwendigen Naturgesetzen zu entstehen scheinen. Denn auch bei Dilettanten, wenn sie Komödie spielen, zeigen sich unverzüglich alle Rücken und Tücken ihrer Kollegen vom Fach. Meine Akten aus jener Zeit sind lustig zu lesen, jeden Tag bekam ich wenigstens drei Billets,[76] denn die Schauspieler geben Alles schriftlichen von sich. Da widmet mir Einer briefliche seine »ungeheuchelte Verehrung«, der wenige Blätter später mir rund heraus erklärt, seine Nerven litten von meiner Behandlung! die Liebhaberin schmollt und wird wieder gut, der Held poltert, streckt sich aber doch nach der Decke; der Intriguant und Bösewicht war im Ganzen der Vernünftige und meine beste Stütze. Alle schrieen über Ungerechtigkeit und Tyrannei, und zuletzt that Jeder seine Schuldigkeit. Die gelungene Emilia Galotti hatte die Tradition erzeugt, daß der Sieg unter diesen Fahnen blühe, und die Schauspieler sind Sklaven der Tradition, welche das einzig Feste in dieser Kunst des Augenblicks ist. Die Sache marschirte, was kümmerte mich das Halloh unterweges?

Eine jener sogenannten Mustervorstellungen, Nathan, war besonders merkwürdig durch Seydelmann, der den Nathan gab. Fein und klug, wie er ist, und das Terrain, auf das er denn doch nun einmal getreten war, mir richtigem Blicke würdigend, gab er meiner Bitte, um der Anderen willen die Mühe der Vorbereitungen nicht zu scheuen, das willfährigste Gehör, und machte die ihm gewiß sehr langweiligen Proben alle mit durch, selbst einige Zimmerproben.

Ueber ihn erhob sich auch hier der Streit, ob er ein Genie sey oder nur ein berechnender Verstandesmensch, sagte der rothe Domino. Für mich ein höchst ungereimter Dispüt. Ich denke, wenn ein Mann mit einer schweren Zunge, einem von Natur stumpfen Organ, und einer eben nicht sonderlichen Figur so erstaunenswürdige Dinge zu Stande bringt, wie Seydelmann, so kann man schon zufrieden seyn und Gott danken, der so viel Scharfsinn, Beobachtung, und Verstand in einem Individuum versammelte.

Seine Masken und die Nichtigkeiten, an welche er die reichste Kunst verspendet, habe ich mit der größten Bewunderung gesehen, sagte der blaue Domino. Vatel – was steht dieser Darstellung gleich? Daß er den König im Tagesbefehl in Haltung, Spiel, Gestus, genau zu porträtiren wußte, will bei einem solchen Künstler noch nicht viel sagen. Aber er stattete die Rede mit einem so elegischen, zuweilen halb singenden Abklingen aus, daß mich diese Erfindung, die aus dem tiefsten Anschauen hervorging, erschütterte und mir die ganze historische Einsamkeit des großen Fürsten vor den bewegten Sinn brachte. Fast aber scheint es, daß der Künstler ein leeres Gefäß vor sich haben muß, um seinen Reichthum ausschütten zu können. Wo ein Werk ihm entgegentritt, stellt sich die Sache etwas anders. Er liefert da auch immer das Bedeutende, nur nicht immer Das, was das Werk will. Nathan, Clavigo, Mephistopheles sah ich von ihm mit einem Gemisch von Hingebung[77] und Widerstreben. Nathan spielte er im Tone eines Herder'schen Humanitätspredigers und in solcher Auffassung vortrefflich, aber die fein-sarkastische Zumischung, die dem Juden nicht fehlen darf, blieb aus. Aus Mephistopheles machte er einen erdichten, knarrenden Geist, mit eiserner Konsequenz, es ist wahr; aber wo war der Marinelli der Hölle, den Göthe im Sinne hatte? Dagegen verhielt sich im Clavigo das Ding wieder umgekehrt. Mir war Carlos, dieser gerade, durchaus rechtliche und wohlmeinende Freund, wie ihn Seydelmann uns zeichnete, die am meisten tragische Figur, weil ein so über den Andern stehender Mensch sich doch so gröblich irren und an einem Lump, wie Clavigo, den treuen Antheil als an einer bevorzugten Natur nehmen konnte.

Was soll er machen? rief der schwarze Domino. Er steht in einer zertrümmerten Kunstwelt, und kein Schauspieler kann sie wieder zusammenfügen. Er hat das Gefühl überwiegender Begabung in sich – was soll er machen? fragte ich. Er macht sich zum Mittelpunkt, um wenigstens selbst Etwas zu seyn, da das Ganze ein Nichts ist. Ohne seine Schuld außer Stand gesetzt, in ein Ganzes bescheiden, wahr, subordinirt einzugreifen, bildet er sich durch Mischung, Entmischung, Kombination, Bizarrerie eine eigene kleine egoistische Welt. Wenn der Styl verstarb, leben die Grillen auf. Seydelmann ist wenigstens die genialste Grille der heutigen Schauspielerei.

Man wollte weiter über diesen Künstler reden, aber ein laut hallendes Vivat aus mehreren hundert Kehlen im Saale unterbrach das Gespräch. Trompeten und Pauken schmetterten und wirbelten; der Jubel wollte nicht enden. Die jungen Leute eilten nach dem Orte, wo diese laute Ehrenbezeugung erklang; die Domino's vermochten endlich herauszuhören, daß sie Schadow'n galt.

Einer von ihnen wendete sich ab und zog sein Tuch hervor. Die Andern lächelten, denn sie kannten die Schwäche ihres Freundes.

Ja, rief er, nachdem er seine Thränen getrocknet, halb ärgerlich, halb mitlachend, es ist ein verwünschter Naturfehler bei mir, daß ich weinen muß, jedesmal, wenn ich ein Vivat höre. Oft ist mir dabei in der Seele gar nicht weinerlich zu Muthe gewesen, und dennoch brach das Wasser hervor. Es muß wohl mein Sinn für thatsächliche Momente seyn, der mich zu einem so unfreiwillig Gerührten macht.

Sein Nachbar sagte: Nun, hier darfst Du allenfalls bewegt seyn, denn Der, dem da ein paar hundert Jünglinge huldigen, hat Außerordentliches geleistet.

Gewiß, versetzte der Andere. Wir haben hier gleichsam ein fait accompli, eine vollendete Thatsache vor uns. Und vor denen hegen[78] selbst die Regierungen Ehrfurcht. – Die Wahrheit, daß man etwas Seyendes für seyend halten, daran nicht nergeln noch mäkeln soll, ist ein Gewinn in dem Denken unserer Epoche. Wir haben hier Großes werden sehen. Ein Mann kommt vor dreizehn Jahren daher, gefolgt von fünf Schülern, die recht hübsche Sachen gemacht haben, doch aber noch völlig unfertig sind. Er betritt ein fremdes Terrain, ohne mächtige Verbindungen zu haben, er muß sich Alles erst selbst schaffen. Sein Gouvernement unterstützt ihn wohl, jedoch nur mäßig; keines Königes mächtiger Arm hält ihn, stellt ihm die geniusentflammenden Aufgaben. Einen Namen bringt er mit, genannt allerdings in der Kunstwelt, keineswegs aber mit der Glorie allgemeiner Berühmtheit umgeben. Und nach dreizehn Jahren steht er an der Spitze einer Anstalt, worin die Hunderte nun fast statt der ursprünglichen Einheiten zählen. Die Räume sind zu eng für den Andrang, der Ruf der Anstalt geht durch Europa, und zieht die Lehrlinge aus allen Landen, bis zum hohen Norden hinauf, herbei. Die Werke der Schule zieren Königs- und Kaiserpalläste, die Erben großer Reiche besuchen den Chef und treten zum Theil unter sein Dach. Der Kunstverein, der doch auch ohne ihn nicht entstanden wäre, hat jährlich über zwanzigtausend Thaler zu verwenden. Die Schule sandte Kolonien aus nach Dresden und Frankfurt. Was aber noch mehr: das Haupt wurde längst von den Gliedern überflügelt und dennoch lösen sich viele der edelsten Glieder nicht ab, wohl wissend, daß der Zusammenhang, wie er war, ihnen auch noch jetzt fromme. Dieser Organismus findet nun aber immer noch seinen Schwerpunkt im Stifter, obgleich fast alle jüngeren Meister ganz abweichend von ihm denken. Man würde es wohl empfinden, wenn er dauernd von seiner Schöpfung zurückträte. – Ist das nun keine Thatsache, so gibt es überhaupt keine. Und nur seltene Eigenschaften konnten sie schaffen.

Man sollte denn aber endlich sie nennen, einen historisch gewordenen Namen nicht mit falschen Bezeichnungen verdunkeln oder durch ausweichende Reden verwischen! rief der schwarze Domino. Kläglich dreht sich das Urtheil über die Werke des Mannes, von dem wir reden, krümmt sich und widmet sich, um das öffentliche Geheimniß nicht laut werden zu lassen: daß Schadow keine Genie sey. Oder wollt Ihr es behaupten, so nennt mir den Jünger von Bedeutung, dem er seine Farbe und Zeichnung gegeben, nennt mir das Werk von ihm, welchem die Nation ihre Stimme ertheilt hätte! Alles, was hier Berühmtes entstand, entstand durch die Schule, die im eigentlichen Sinne doch nicht seine Schule ist.

Laßt uns nicht in Negationen und Antithesen uns verlieren! sagte[79] der blaue Domino. Auch die Kunst hat, dem Gesetze der Zeit folgend, einen repräsentativen Charakter angenommen. In einem repräsentativen Staate aber gedeiht der große Selbstherrscher nicht, ein gescheiter, balancirender Louis Philipp ist die Persönlichkeit, die ihm eignet. Das wahre Genie würde in seinem hohen Drange, in seinem unbekümmerten Stolze, nie Etwas wie die Düsseldorfer Schule hervorgebracht haben. Cornelius, den ein seltsamer Irrthum hier, wo es Nichts al fresco zu mahlen gab, zuerst zum Direktor gemacht hatte, ging, ohne eine Spur zu hinterlassen. Freilich war er nur kurz hier, er ist aber von der Art, daß er unter keiner Bedingung hier hätte lange ausdauern können. Schadow kam, und da waren nun die Qualitäten, die hieher gehören. Anstatt des urkräftigen Schaffens, welches sich nur um sich bekümmert, hatte er eine allseitige Empfänglichkeit, und jene Fürstengabe, die Fähigkeiten zu sehen und jede an ihren Ort zu stellen. Der Verstand ist das Dominirende in ihm, unterstützt von einer zähen Beharrlichkeit. Ich sage nicht, daß ihm Gefühl und Phantasie fehlen, aber sie stehen unter der Herrschaft des Kopfes. Er verwendet sie, gebraucht sie, anstatt sich von ihnen hinreißen zu lassen. Wer die Jahre her gesehen hat, wie er fest und klug, nie seine Absichten aus dem Auge verlierend, Charaktere und Schwächen berechnend und behandelnd, zur rechten Zeit sich schmiegend und im günstigen Augenblicke imponirend, sein Reich gründete und führte, der hat etwas Merkwürdiges gesehen.

Du hast mir nur das Wort aus dem Munde genommen, sagte der schwarze Domino. Meine Meinung konnte nicht seyn, ihn herabzusetzen. – Ich glaube, daß ein Verein solcher Eigenschaften, wie er sie besitzt, fähig machen würde, die öffentlichen Angelegenheiten unter den schwierigsten Umständen zu führen. Schadow wäre gewiß ein tüchtiger Staatsmann geworden, hätten die Sterne ihm die Feder des Diplomaten statt des Pinsels zugewiesen.

Meine historische Betrachtung läßt mich solche Eventualitäten nicht aufstellen, sagte der rothe Domino. Ich unterscheide vielmehr in Schadow zwei geschichtliche Personen: den vor der italienischen Reise in Jahre 1830 und den nachher. Jener hatte wirklich die allseitige Empfänglichkeit, er war gutmüthig, wohlwollend, konnte selbst naiv seyn. Zwar war er auch damals schon christkatholisch in seinem Künstlerherzen gesinnt, er mahlte (außer Portraits) nur heilige Bilder und nannte die religiöse Kunst die höchste. Aber Alles Das war doch nur mehr Privatliebhaberei. Daneben war er der humanste Patron der Landschaft, des Humors, des Genre's, selbst wenn dieses bis zu Kegelbahnen und Trinkstuben hinabstieg. Er gab da Rath, kritisirte, emendirte treu, fleißig,[80] einsichtsvoll, wie an Engelsflügeln und Madonnengesichtern. Rührend war seine Freude, wenn Etwas gelang, es gelang, wo es seyn mochte. Schrötter, der von der Kupferstecherei zum Mahlen übergegangen war, konnte erst lange der Farbe nicht mächtig werden. Mißt Ihr nun noch, wie Schadow einst, wen er von Bekannten traf, vor Schrötters Bild rief, und Jedem als ein Ereigniß ankündigte, daß der Reflex der Abendsonne auf dem Rockärmel des alten Fischers in der Mitte der Gruppe so schön gelungen sey, daß nun endlich Schrötter die Farbe habe? Solcher Dinge kamen damals unzählige vor. Den rationalistischen Lessing liebte er mit väterlicher Zuneigung. Mit Literatur, Poesie hielt er sich in Berührung, abweichende Meinungen brachten ihn nicht auf, machten ihn nicht stumm. – In Italien aber wachten die alten Reminiszenzen auf, die große religiöse Kunst hatte ihm von Neuem so imponirt, daß er zurückkam, nicht als ein Halbverwandelter, wie Sie ihn früher genannt haben, sondern als ein Geblendeter, oder wenn man im Bilderkreise seiner Kunst bleiben will, mit übermahltem Geiste. Denn ich muß sagen, daß ich für meine Person immer noch an das Richtige und Natürliche in seinem Wesen glaube, welches eben ist, das Gute und Schöne in jeder Richtung zu lieben und zu pflegen. Freilich ist die Uebermahlung jetzt stark. Nicht zu plötzlich trat sie hervor, sondern die Kruste setzte sich nach und nach an. Krankheiten, Verstimmungen mögen mit eingewirkt haben. Die Schüler wurden berühmter, als er, und wodurch wurden sie berühmt? Nicht durch Himmelfahrten und heiligen Familien, sondern durch die Landschaft, durch das Genre, das romantische sowohl, als das reale. Wer wird ihn schelten, wenn selbst etwas Gereiztheit sich seiner Empfindung beigemischt hat? Genug, es sollte nun mit aller Gewalt eine religiöse Schule am Rheine erblühen. Das hatte zur Folge, daß eine stille Entfremdung sich zwischen ihm und den meisten Heroen der Anstalt allmählig einschlich. Niemanden hat er absichtlich gekränkt oder zurückgesetzt; gegen solche Beschuldigung, welche der Klatsch auch gegen ihn erhoben hat, muß man ihn durchaus vertheidigen. Aber die Dinge wirkten, und sie sind immer mächtiger, als jede Absicht. Nun bringen sie ihm noch Vivats, es ist wahr, aber die eigentlich Bedeutenden rufen doch nur mit aus Pietät und Dankbarkeit, ein lebendiges Gefühl des Zusammenwirkens mit ihm stiftet die Verbindung nicht, welche allerdings, wie ich sagte, noch besteht. Sie seyen einander als eine Nothwendigkeit an, er sie, sie ihn, das ist ihre Gegenwart zu einander, und darüber hinaus liegt freilich ein viel schöneres, ein weit beglückenderes Verhältniß. Geistigen Einflüssen, welche die jetzige Befangenheit irre machen könnten, hat er sich zu entziehen gewußt. Praktisch aber brachte er es[81] nur zur Bevölkerung jener drei oder vier Ateliers, welche Galiläa scherzweise genannt werden, und worin man sich zur Ehre Gottes unfruchtbar genug abquält.


»Deger? Vergissest Du Deger'n?«


Deger ist ein reiner, schöner Mensch, er ist der hervorragendste unter den frommen Mahlern, und auf ihn rechnete Schadow wohl auch am meisten, als Stütze der sogenannten höheren Richtung. Aber ich frage: tragen denn diese abgedämpften Farben des Lieblingsschülers, diese zärtelnden Engel, diese kindlich frommen, oder mit dem hektisch schmachtenden Zuge um das Auge versehenen Madonnen die Bürgschaft langen Lebens in sich? Sieht man sie sich nicht schon jetzt müde, je länger man sie ansieht? Spricht sich denn in dieser frauenhaften Milde und Unschuld der christliche Geist der jüngsten Vergangenheit oder der Gegenwart aus? Und den müßte doch ein Meister zu erfassen wissen, wenn ihm gelingen sollte, einen neuen dauernden Typus christlicher Kunst zu finden, denn in den Leib seiner Mutter kann Niemand zurückkehren, auch die Kunst nicht. Sind nun nicht gerade die Besten, die Wahrhaftigsten der Jetztwelt durch allen Spott und Zweifel der Heiden hindurch gegangen, bevor sie zum Erlöser gelangten? So möchte denn wohl ein Paulinisches Bewußtseyn eher, als die legendenhafte Süßigkeit, aus den neuen christlichen Bildern blicken müssen, sollten sie zur Höhe der Zeit sich erheben, auf dieser Höhe sich erhalten. Nicht die wimpersenkende Madonna, sondern der in den leuchtenden Lichtern des Himmels über den geistvollen Verfolger triumphirende Christus scheint mir der Vorwurf der neueren religiöser Kunst zu seyn, wenn eine solche entstehen soll. Deger nahm in seinen ersten Christkindern dazu einen Ansatz, sie hatten etwas Tapferschreitendes, Siegreichblickendes. Nachher ist er hievon wieder zurückgewichen in die Reminiszenz an Fiesole. Zuletzt sah ich eine Zeichnung von ihm: die Himmelfahrt. Der Erlöser blickt wehmüthig segnend zu den Aposteln hinunter. Also auch hier Empfindsamkeit! dachte ich. Daß der Sohn sich setzt zur Rechten des Vaters, das ist das göttliche Faktum, und wird nun wohl dessen erhabene Majestät durch diese weiche Gebärde ausgedrückt? Man muß erwarten, wie den Künstler Italien, wo er sich jetzt befindet, vollenden wird, denn seine Bahn ist ja noch nicht geschlossen.


Man kommt, wenn man im Stillen für sich die Dinge betrachtet, immer mit dem Urtheile des Tages in's Gedränge, sagte der schwarze Domino. So ist es mir mit den Ansichten über unsere Schule gegangen,[82] nachdem der erste lyrische Taumel der Anfänge vorüber war, und das Urtheil in seine Rechte trat. Vor acht, neun Jahren sollten hier lauter werdende Michel Angelo's, Raphael's, Rembrandt's, Ruysdael's umherwandeln. Ich liebte meine Freunde wahrhaftig von Herzen und freute mich jedes guten Bildes, das von ihnen kam, aber ich hatte denn doch Dresden, Berlin, Kassel, München, Pommersfelden, Amsterdam, den Haag gesehen, und wußte ungefähr, wie die alten Sachen aus den Rahmen schauten. Ich vermißte bei den unsrigen Etwas: die geniale Sicherheit, das à plomb der alten Meister, die überzeugende Kraft und Nothwendigkeit der Gestalten. Versuche sah ich, höchst tüchtige Versuche, aber schwankend zwischen der Kühnheit des Individuums, immer nur sich und sein Personellstes auszudrücken, und der Scheu, Fehler zu begehen. Diese Furcht vor gemahlten kühnen dummen Streichen war immer ein charakteristischer Zug der hiesigen Schule. – Jetzt beginnt das Blatt sich zu wenden. Eine Umstimmung der Meinung naht ganz sichtbar an. Zwar bestellen und kaufen die Liebhaber noch reichlich, aber das Urtheil der Stimmführer spricht doch schon seit einigen Jahren häufig vom Düsseldorfer Schmerz, von der Weichlichkeit, vom stereotyp gewordenen Brüten. Ungerecht abermals. Man muß nie eine Richtung in ihren Schwächen angreifen, noch sie darin vertheidigen wollen. Geben wir daher die Goldschmidtstöchterlein, die Kirchengängerinnen, die Nonnen, Pagen, Ritter willig den Stickmustern preis, in welche sie so rasch übergingen! Die Stärken der Schule haben aber ungläubiger eine allgemeine geistige Stimmung der Nation, von welcher sie sich in ihrem Bewußtseyn erst jetzt loszumachen beginnt, in Form und Farbe gebracht. Und wenn diese Stimmung eben die sentimental-romantische war, und wenn darin das Weiche, Ferne, Musikalische, Kontemplative anstatt des Starken, Nahen, Plastischen, Handelnden vorwaltete, warum scheltet Ihr die Mahlerei, da Ihr die Poesie gelobt habt, der Ihr Alle einen Theil Euerer Bildung verdankt? Die Poesie ging voran, die Mahlerei folgte, und es wurde hier Etwas wahr, was Louis de Maynard in seiner Betrachtungen über neuere Kunst der Franzosen einmal sagte: l'idée passe du papier à la toile.


Nur müssen Sie mir eine Bemerkung erlauben, versetzte der rothe Domino. Der Scherz über die sogenannte Zopfperiode des achtzehnten Jahrhunderts ist in unserer Schule bekanntlich ein stehender geworden. Ich aber möchte sagen, daß selbst aus manchen Stärken unserer Besten abermals ein Zopf hervorsieht, freilich viel vornehmer und poetischer zusammengeflochten, als der alte pudrichte.[83]

Der schwarze Domino erwiederte: Es fehlt der Schule mit einem Worte die letzte Weihe, die naive Ursprünglichkeit, welche die Haare entweder frei wallen läßt, oder kurzweg abschneidet. Das ist aber nicht die Schuld der Einzelnen. Darin tritt das Mißgeschick des Urverhältnisses zu Tage. Das unbedingt Große geschieht doch nur, in der Kunst wie im Leben, wenn ein großer Praktiker auftritt, positiv leistend und die Geister entweder in die Nachahmung fortreißend, oder sie zu selbstständigen Gegensätzen treibend und nöthigend. Das war hier nicht der Fall. Das Höchste kann aber nicht kommen, wenn nur durch Methode, Kritik, Einsicht, Klugheit, gleichsam zur Kunst die Gelegenheit gemacht wird. Und nur Das geschah hier. Die Einzelnen waren also, bei aller Unterweisung in den Vorhallen, im Allerheiligsten dennoch lediglich auf sich gewiesen. Nun hätte unter ihnen ein wahrhaft tonangebender Meister im höchsten Sinne des Wortes entstehen können, und Viele haben Lessing diesen Meister genannt. Er kann es werden, noch ist er es aber nicht. Für sich hat er genug, aber für eine echte Schule hat er nicht genug. Es fehlt ihm die Weite des Blickes, es fehlt ihm der Muth, die großen Erscheinung seiner Kunst in's Auge zu fassen auf die Gefahr hin, eine Zeitlang an sich irre zu werden. Dieses Versunkenseyn in sich geht so weit, daß er es bisher standhaft abgelehnt hat, Gallerien und Museen zu beschauen. So lange eine solche Isolirung fortdauert, wird auch in seinen Werken etwas Starres und Monotones sichtbar bleiben, welches, für meinen Blick wenigstens, diese große Kraft noch gefesselt hält. Groß und gewaltig ist sie, und davon erlebte ich kürzlich in Frankfurt die Bestätigung für mich. Sein Ezzelin war das einzige unter den neueren Bildern des Museums, welches mir neben den alten Werken Stich hielt.

Die Schule hatte einen Grundfehler, sie besaß schon in ihren ersten Anfängen eine Vorstellung von sich, von ihrer Mission, von der sogenannten Würde der Kunst; sagte der rothe Domino. Freilich entsprang auch er aus dem Umstande, daß der Gründer mehr ein Theoretiker als ein Praktiker war, denn lediglich für die Theorie stellen sich dergleichen Abstraktionen ein, der echte Praktiker hat nur Vorstellungen von seinen Stoffen, und wenn er an seine Kunst denkt, so ist sie ihm ein Aggregat bewährter Handwerksgeheimnisse. Jenes mythische Gefühl aber von der besondern Vornehmigkeit des Berufes, oder von dem Berufe selbst, als einer intellektuellen Luftgestalt, welches der Meister, wie er nur konnte, den Jüngern einzuimpfen suchte, hat, abgesehen von dem schädlichen Einflusse auf die moralische Physiognomie der Schule, Manchen auch in seiner Kunst geirrt, in Gebiete getrieben, in welche er nicht[84] gehörte, – Allen vielleicht bis auf den heutigen Tag noch ein Etwas vor das Auge geschoben, daß sie mit dem letzten, schärfsten Mahlerblicke die Dinge nicht sehen, wie sie eben einzig und allein für den Mahler vorhanden seyn sollen. Sie sehen die Dinge zu natürlich zugleich und zu unwahr, die rechte Mitte ist hier noch zu entdecken.

Ihr dreht Euch im Kreise um den eigentlichen Punkt, wie Leute, die, im Walde verirrt, das Haus suchen, das zwanzig Schritte von ihren tappenden Füßen liegt, sagte der blaue Domino.

Nun, nun, nur nicht so unsanft zurechtgewiesen! riefen die beiden Andern. Sey uns ein freundlicher Leiter!

Der blaue Domino versetzte: Die Farbe fehlt noch der Düsseldorfer Schule; die eigene, selbstständig gefundene Farbe. Die Farbe ist dem Mahler, was das Wort dem Dichter; er denkt, fühlt, phantasirt in ihr. Sie ist aber nicht das Roth und Blau, das da klebrig auf der Palette steht, sondern die Verwandlung, welche Zinnober und Ultramarin im Geiste des Künstlers erleiden. Das ist eine so wunderbare Metamorphose, wie die von Gemüse und Fleisch in Blut und Nervengeist. Nicht die Farbe, wie sie in der Natur ist, kann der Mahler brauchen, sondern ein begünstigter Genius operirt jene Metamorphose in sich, und die Geister zweiten Ranges empfangen die Farbe von Mustern. Die Kunst empfängt von der Kunst. Man kann nun in Euere Ansichten eingehen und sagen: eben weil der Schule ein großes schaffendes Vorbild fehlte, suchte sie in ihrer Rathlosigkeit nach einem Halt, und den sollte ihr die beliebte Natürlichkeit des Kolorits, oder das Kolorit nach der Natur bieten. Aber eine Farbe kann so unnatürlich wie möglich, und dennoch völlig kunstwahr seyn. Seht Tizians Venus in der Nähe, es ist etwas Grauröthliches da auf die Leinwald gestrichen; tretet zurück und das lebendigste Fleisch wallt Euch entgegen. Ich habe spanische Bilder gesehen. Dicht vor der Tafel sah ich nur schwarze und weiße und blutrothe Striche, vier Schritte davon entzückten mich Magdalenengesichter, büßend im Ausdruck der tiefsten Neue. Die Farbe ist eine große Entdeckung. Unzählige Versuche müssen dieser vorhergehen. Zwei Jahrhunderte lang und länger war sie aller Orten abhanden gekommen: sollen fünfzehn Jahre hier hingereicht haben, sie wieder zu finden? Es gab alte Meister, die so eifersüchtig auf diesen Punkt hielten, daß sie das Geheimniß, wie sie ihre Palette ausrüsteten, mit in das Grab nahmen. Ich glaube aber, daß die ächte mahlerische Farbe auch hier noch entdeckt werden wird, denn so viele und bedeutende Kräfte können sich nicht wie durch ein Wunder zusammengefunden haben, ohne zuletzt ein Endziel zu erreichen.[85]

Ueberhaupt haben wir ja von den Mängeln der Schule nur geredet, um sie aus dem Zwielicht allgemeiner Redensarten, lobender und tadelnder, uns zur deutlichen Gestaltung zu bringen, sagte der rothe Domino. Denn über ihre Verdienste sind wir einverstanden. Sie ist da, eine unter ganz eigenen historischen Umständen entsprossene Zunft, die, sich gliedernd in Meister, Lehrlinge, und Gesellen, bei allem innerlichen Hader, der nicht länger abgeläugnet werden darf, doch durch ein unsichtbares Etwas noch immer zusammengehalten wird. Der Urtypus dieser Zunft war der Geist, welcher in der Literatur hauptsächlich durch Göthe, Tieck, Uhland ausgesprochen ist. Dieser Geist versetzte sich mit etwas norddeutscher Reflexion, und suchte mahlerische Konsistenz zu gewinnen durch die treuesten und fleißigsten Studien nach der sinnlichen Natur. Später traten Münchener, französische, niederländische Einflüsse auf, und es fand ein gegenseitiges Assimiliren des Ursprünglichen und Nachgeborenen statt, am augenfälligsten in der Landschaft, doch auch zu Zeiten bemerkbar in Genre, und selbst in der Historie nicht ganz verborgen. Ein Eklektizismus, nicht im rohen, sondern im feineren und geistigeren Sinne, herrscht; auch dieser ist eine vollendete Thatsache, und aus ihr werden sich gewiß noch große Folgen ergeben.

Der blaue Domino stand auf. Ich freue mich dieses Abends, sagte er. Wir haben kein Platonisches Gespräch geführt, in dem Einer die Weisheit hat und mit verstellter Unwissenheit die Andern belehrt, sondern es war eine deutsche Unterhaltung. Jeder gab seinen Scherf, im Sinne und Gemüth waren wir einig, und nur die Auffassungen waren hin und wieder verschieden. So ist es uns gelungen, die Düsseldorfer Anfänge uns vorzuführen, keine unverächtliche Station im Gesammtleben des Vaterlandes. Wie Viel wäre noch zu sprechen! Wie gern untersuchte ich, nur bei unserer letzten Materie stehen bleibend, mir Euch: Welche moralische Gestalt der Mahler durch seine Kunst erhält und wie eine Künstlergilde auf den Geist einer ganzen Stadt, darin sie waltet, influenzirt? Wir würden da auch gewiß auf bestimmte Resultate im Guten wie im Schlimmen kommen. Wir würden finden, daß auch in diesem Gebiete Stand und Beruf den Menschen fertig machen helfen. Der Soldat wird durch die Waffen tapfer und ehrenzart, aber auch leicht rauh und hochfahrend; der Dichter durchschaut in seinem einsamen Zimmer alle Räthsel der Welt, aber manche Grille pflegt nebenbei in dieser Einsamkeit zu nisten; der Richter ist gerecht, aber der Aktenstaub kann ihn moralisch engbrüstig machen. Und so würden wir finden, daß der Mahler, durch das beständige Vertiefen in die Form und in das äußerlich Erscheinende, zwar für sein Leben eine ausgeprägte Gestalt[86] und eine frohe Sichtbarkeit gewinnt, zugleich aber in Gefahr steht, sich selbst in der Aeußerlichkeit zu verlieren, und den Sinn für die innersten Beziehungen des Daseyns, so wie den Maßstab für die höchste Würde des Menschlichen, die in einem unsichtbaren Reiche thront, einzubüßen. Endlich würden wir finden, daß eine Stadt durch das in ihr vorherrschende künstlerische Element zwar ein buntes und mannigfaltiges Ansehen erhält, welches aber doch zuweilen Etwas von einem Schaugerichte hat, und daß vielen schwächeren Seelen in ihr, unter dem Schwelgen in Formen und Bildern, die Anlage zum Ernst und zur gründlichen Durchbildung des Geistes abhanden kommt. – Aber es ist zwei Uhr Morgens, immer gedrängter fahren die Wagen ab, die älteren Leute sind fast alle weg, und nur das junge Volk tanzt noch, als solle Das dauern bis zum jüngsten Tage.

Puck sprang vorüber. Eine Verschwörung ist im Gange! rief er und verschwand durch eine Seitenthüre.

Die drei Domino's wußten nicht, was die Worte bedeuten sollten. Der schwarze Domino goß aus der letzten Flasche die Gläser bis zum Rande voll und rief: Laß uns den drei Nornen opfern, welche die Zeit weben. Sie heißen Wurd, Werdandi, und Skuld.

Der rothe Domino erhob sein Glas und sprach: So nenne ich Wurd, die Vergangenheit. Ihr gilt mein Opfer. So viele verschiedenartige Menschen, auf engem Raume zusammengedrängt, mußten manche Reibung erzeugen. Ich sprach einst mit einem Freunde über das Unbehagliche unseres Lebens, was in Soupçons und Uebelnehmereien sich abhetzte. Laß es gut seyn, sagte er, es ist ein Zustand wie im Mittelalter. Die Barone halten sich auf ihren Burgen, machen einander Fehde, werfen einander die Schutzbefohlenen nieder. Es ist doch Leben und Kraft in diesem Getreibe, und Jeder vertraut seiner Faust. – Wurd sey gepriesen!

Ich beuge mich vor Skuld, der Zukunft, sagte der blaue Domino. Ohne Wort ist der Dienst dieser Norne, wir wollen ihr, stille Hoffnung im Herzen, entgegengehen.

Durch Eure List fällt mir Werdandi zu, die Gegenwart! rief der schwarze Domino. Also ...

Aber er konnte nicht ausreden. Denn der Papagaigrüne war in das Zimmer getreten, begleitet vom Zeremonienmeister im gestickten Hofkleide, mit Allongenperücke und dem goldenen Stabe. Nichts fällt Euch allen Dreien zu, als ein Tanz im Saale mit der Dame, die eben an der Tour im Kotillon ist; sagte er. Sie läßt Euch durch mich und diesen Chevalier hier holen. Die Tour aber ist, daß Ihr unermüdlichen[87] Redner die Dame umtanzt, sie dann das Taschentuch emporwirft, und der Glückliche, welcher es hascht, mit ihr herum walzen darf.

Was war zu thun? Werdandi kam in diesem Zimmer um ihren Opferspruch. Der Zeremonienmeister trat vor, die Domino's folgten, der papagaigrüne Verschwörer schloß. Im Saale empfing den Zug fröhliches Gelächter. Papagena, ein reizendes Mädchen im buntesten Federkleide, stand in der Mitte des weiten Tanzkreises. Die Geschichte sagt nicht, ob die Domino's mit ihr getanzt haben, oder ob sie sich mit einem Scherze auslösten gegen sie, die wohl für ein Bild der blühendsten Gegenwart gelten konnte.

Quelle:
Immermann, Karl: Düsseldorfer Anfänge. Maskengespräche, in: Deutsche Pandora. 3. Band, Stuttgart 1840, S. 3–88, S. 76-88.
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