Fünfzehnter Auftritt.

[65] Die Vorigen. Haller.


HALLER. Herr von Hochfeld nicht hier?

SEBASTIAN. Was wollens ihm?

HALLER. Ich will ihm diese getilgten Wechsel einhändigen –

GLATT. Was, getilgt – wirklich getilgt?

HALLER. Sehen Sie selbst – Er zeigt die Wechsel. An das Haus Rombach zwanzigtausend, das Haus Schalmann fünfzehntausend – und andere mehr –

GLATT. Ja, dann ist ja das Haus Hochfeld nicht gesunken?

HALLER. Wie? – Wer erlaubt sich einen solchen Gedanken –

SEBASTIAN. Jawohl, wer erlaubt sich –

GLATT für sich. Ei, ei – das war also eine Finte – dahinter steckt was –

SEBASTIAN leise zu Haller. Alles bezahlt?[65]

HALLER. Zwanzigtausend fehlen noch.

SEBASTIAN. Werns glei hab'n! Laut. Na, Herr Bankier! Was hab' ich g'sagt – brauchen wir Ihr Geld! Sie können sich's einmarinieren, lieber Bankier!

GLATT. Ah – ich wette – da haben Sie mir einen Streich gespielt, Herr Sebastian.

SEBASTIAN. Möglich – 's ist mir halt so der G'spaß beim Weinglas eing'fallen –

GLATT für sich. 's ist kein Zweifel – der pfiffige Bauer tat es nur, um sein eignes Geld vorteilhaft anzulegen – Laut. Aber – ich – dachte auch gar nicht daran, Ihren Bruder zu verlassen –

SEBASTIAN. So?

GLATT. Im Gegenteil, er muß mein Geld annehmen –

SEBASTIAN. Brauchen's nimmer!

HALLER leise. Erlauben Sie –

SEBASTIAN leise. Pst! Sehns nit, wie er schon anbeißt, lassen wir ihn nur noch a Weil' zappeln. Laut. Wir brauchen kein Kreuzer!

GLATT für sich. Zum Teufel! Zehn Prozent bekommt man nicht alle Tage! Laut. Ja, das G'schäft war einmal abgemacht, ich habe das Kapital bereits erhoben, und Ihr Herr Bruder ist als solider Geschäftsmann sogar verpflichtet –

SEBASTIAN scheinbar nachgebend. Ja, wenn er verpflichtet ist –

GLATT. Ich habe sein Wort –

SEBASTIAN. Ja, wann Sie sein Wort haben –

GLATT zu Haller. Sie haben gewiß schon Befehle, das Geld einzukassieren?

HALLER. Ich hatte wohl –

GLATT. Nun, dann lassen Sie uns keinen Augenblick säumen! Er hängt sich in Hallers Arm und geht mit ihm ab.

SEBASTIAN in die Höhe springend. Die ganze Welt soll leben! Mein Bruder ist g'rett! O Gott! Wie ist mir jetzt so leicht ums Herz – wann i nur jetzt glei mein Brudern da hätt', daß ich ihm um den Hals fallen kunnt!

HOCHFELD hinter der Szene. Bezahlt – gerettet durch ihn –

SEBASTIAN. Er kommt – aber mein Gott – ich trau' mich[66] jetzt ordentlich nicht – ich scham' mi – waß Gott – ich scham' mich ganz ungeheuer.

HOCHFELD kommt.


Quelle:
Friedrich Kaiser: Stadt und Land oder Der Viehhändler aus Oberösterreich. Leipzig [1905], S. 65-67.
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