[133] Ich verließ das Wirtshaus; es war heute ein Feiertag. Viele schöne Mädchen und Frauen traten aus der Sebalduskirche, um vor den Toren in Gärten und auf Wiesen sich im Grünen zu ergehen.[133]
Manch liebes Bild ersah ich da, an dem ich kalt und stumm vorübergehen mußte, wie an den schönen Blumen dort in den fremden, verschlossenen Gärten. Ich kam auf eine große, grüne Wiese; darauf standen große Linden, in deren Schatten Buden verschiedener Art errichtet waren; auch waren da viele Leute versammelt.
In einer der Buden wurden Krippenspiele gegeben. Viel Volks strömte in sie ein: besonders bemerkte ich viele Kinder; auch sah ich außen vor der Bude viele Jungen stehen, die gaben sich Mühe, durch die Spalten der Bude das Spiel mit anzusehen. Ich hörte den Klang einer Harfe und ging ein. Die Bude war voll Menschen. Auf den vorderen Bänken saßen viele liebliche Mädchen, alle mit Blumensträußen an dem Busen, in bunten Kleidern. Die meisten der andern Bänke aber waren von Mägden und Kindern besetzt; auch sah ich mehrere Greise, denen Kinder auf dem Schöße saßen. Der Vorhang war noch nicht aufgezogen. Auf ihm sah man das Wappen der Stadt Nürnberg mit den buntesten Farben gemalt; das hielten zwei Riesen, die waren ernsten Ansehens, hielten auch lange Stangen in den Händen und hatten große Schwerter an der Seite; sie hatten runde Schlapphüte auf mit Federn, waren halb geharnischt und hatten lange Bärte.
Um sie herum ritten viele Knaben auf Steckenpferden und hatten Klappern in den Händen. Bei den Füßen der Riesen aber pflückten Mädchen Blümchen aus dem Grase, andere verbargen sich hinter den Füßen der großen Männer und lächelten schelmisch hervor.
Nahe bei dem Vorhange saß die blinde Harfnerin, welche mit mir einst den Fluß hinabgefahren; zu ihren Füßen saß der Knabe, schneeweiß gekleidet; er hatte auf seinem lockigen schwarzen Haare eine Krone von Schettergold, und in der Hand hielt er einen schwarzen Stab.
Der Vorhang ward aufgezogen, die Harfe schwieg; der Knabe mit Kron' und Stab aber stellte sich auf einen hohen Schemel nahe beim Vorhange, so daß er von allen gesehen wurde.
Figürchen, kaum einen Finger lang, von unten herauf geleitet, bewegten sich hin und her.
Alles war bloße Pantomime; der Knabe mit dem Stab aber gab zu jeder Vorstellung mit einfachen Worten die Erklärung.
Möchten aus den Worten des Knaben, die ich hier hersetze, euch jene bunten Figuren erstehen! –