Tacitus.

[40] Unsre Stadt hatte sechshundert und vierzig Jahre gestanden, als wir, unter Cäcilius Metellus und Papirius Carbo Consulate, das erste Mal hörten, daß die Cimbrer gegen uns in Waffen wären. Von dieser Zeit an bis zu dem zweiten Consulate Trajans sind zweihundert und zehn Jahre. So lange überwinden wir Deutschland. In diesem großen Zeitraume, welcher Verlust auf beiden Seiten! Nicht der Samnit, nicht der Karthager, nicht der Spanier oder Gallier, selbst der Parther hat uns nicht öfter an sich erinnert. Denn der freie Deutsche ist kriegerischer, als der beherrschte Parther. Und kann uns der Orient, der durch den Sieg des Ventidius sogar seinen Pacorus verlor, etwas Anderes vorwerfen, als Crassus Niederlage? Aber die Deutschen haben die Consuln Carbo und Cassius und Scaurus Aurelius und Servilius Cepio und Marcus Manlius geschlagen oder gefangen genommen, ihre fünf Armeen der Republik und Varus mit drei Legionen dem Kaiser vertilgt. Und nicht ohne Verlust haben Cajus Marius in Italien, der große Julius in Gallien und Drusus, Nero und Germanicus sie in ihrem eigenen Lande besiegt. Hierauf wurde Cajus Cäsar wegen seiner[41] unausgeführten Drohungen verlacht. Nach einiger Ruhe eroberten sie, durch unsern Zwiespalt und unsre bürgerlichen Kriege eingeladen, die Winterlager der Legionen und wagten es, in Gallien einzudringen. Sie wurden zwar wieder daraus vertrieben, aber gleichwohl triumphirten wir in den folgenden Zeiten vielmehr über sie, als daß wir sie überwanden.[42]


Quelle:
Friedrich Gottlieb Klopstock: Sämmtliche Werke. Band 6, Leipzig 1844, S. 40-43.
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