Vorrede

Der kleine Roman, den man hier dem Drucke übergiebt, ist, in Stunden der Erholung von ernsthaften Geschäften, geschrieben, um das Gefühl der heftigen cörperlichen Leiden, wovon der Verfasser seit mehr als Jahres Frist unaufhörlich gepeinigt wird, durch unschuldigen Scherz zu mildern, geschrieben, um, bey Sorgen mancher Art, durch leichten Witz, sich in harmloser Stimmung zu erhalten. Er macht also auch keinen Anspruch auf die Muße solcher Leser, die tiefsinnige philosophische Betrachtungen und überraschend feine Blicke in die Natur des menschlichen Herzens in solchen Romanen zu finden hoffen.

Der Verfasser hat bis jetzt in seine Schriften ähnlicher Art, die Behandlung wichtigrer Gegenstände einzuflechten und die Sitten der sogenannten höhern Menschenclassen zu schildern gesucht; hier versteigt er sich nicht so hoch und widmet daher diese Arbeit auch nur solchen Lesern, denen es darum zu thun ist, ihre Augen einmal von Höfen, Fürsten, Staatshändeln und gelehrten Kampfplätzen ab, auf ländliche Scenen und lachende Bilder gelenkt wissen zu wollen.

Das ist alles, was der Verfasser von diesem Büchlein zu sagen weiß, um den Gesichtspunct anzuzeigen, aus welchem er beurtheilt zu werden wünscht.


Bremen, um Ostern 1792.[3]

Quelle:
Adolph Freiherr von Knigge: Die Reise nach Braunschweig. Kassel 1972, S. 3-5.
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