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[169] Von noch niedrigerer und verächtlicherer Art, als der Wuchergeist dieser Leute, ist der Eigennutz der mehrsten Juden – Ich sage: der mehrsten, denn daß man auch sehr edle, große Menschen unter dieser Nation finden könne, wird gewiß nicht geleugnet werden dürfen. Ein Schriftsteller, welcher über die moralischen Gebrechen der verschiedenen Stände und Classen schreibt, sollte zwar eigentlich dergleichen Verwahrungen gegen ungerechte Deutungen und gegen zu allgemeine Ausdehnung seiner Sätze gar nicht bedürfen. Billigdenkende und verständige Leser werden ja ohne seine Erinnerung[169] einsehn, daß bey allen Bemerkungen über herrschende Tugenden und Laster Ausnahmen Statt finden; aber freylich, da nicht alle Leser billigdenkend und verständig sind; so kann es nicht unnütz seyn, diese Erklärung hinzuzufügen, die dann auf den ganzen Inhalt dieses Buchs angewendet werden mag.

Daß die drückende Behandlung, welche die Juden in so vielen Ländern leiden müssen und die Härte, mit welcher man ihnen alle Mittel raubt, anders als durch kleinen, niedrigen Wucher ihren Unterhalt zu finden, mit Schuld an der Herabwürdigung ihres National-Characters sey, das ist schon oft gesagt worden. Es ist aber auch gewiß, daß sie sich, durch ihre Anhänglichkeit an ein, zu den jetzigen Zeiten und Umständen gar nicht passendes Ceremonial-Gesetz, selbst die Wege abschneiden, zu bürgerlichen Geschäften besserer Art zu gelangen. Die[170] Folge davon ist, daß Eigennutz und Habsucht bey ihnen jedes andre Gefühl ersticken. Sie haben für sonst nichts Sinn; Tag und Nacht werden sie von der Begierde beherrscht, auf Kosten Andrer etwas zu gewinnen und da scheuen sie dann keine Mühe, keine Wege, keine Demüthigung, keine Gefahr, um durch Mittel, sie mögen seyn, von welcher Art sie wollen, ihren Zweck zu erreichen, möchte auch der Vortheil noch so geringe ausfallen. Bey dem bloßen Anblicke klingender Münze funkeln ihre Augen, ziehen sich ihre Finger krampfhaft zusammen. Es ist Wonne für sie, Geld zu zählen und zu handhaben, selbst wenn es nicht ihr Eigenthum ist. Man kann auch durch Juden, wenn man ihre Dienste bezahlt, Dinge, selbst in den entferntesten Gegenden, durchsetzen, wozu der Christ keinen Rath zu schaffen weiß. Bey solchen Gelegenheiten unterstützen sie sich einander, machen, wenn sie auch übrigens[171] Tod-Feinde sind, gemeinschaftliche Sache, mit einem Eifer, mit einer Verleugnung, die edlerer Zwecke würdig wäre. Diese, der jüdischen Nation eigene Richtung auf den einzigen Punct des Gewinns und die Lebhaftigkeit, Thätigkeit und Wachsamkeit, welche sie dabey zeigen, offenbart sich nun auch in ihrem ganzen äußern Betragen, in dem Tone ihrer Unterhaltung, in ihren Manieren, in den Wendungen, die ihr Witz nimmt, und vorzüglich bey dem Spiele, wobey niemand so merklich die Abwechselungen der Leidenschaften zeigt, wie der Jude. Auch können sie sich gar nicht einbilden, daß ein Mann aus ihrer Nation irgend ein Geschäfte übernehmen könne, ohne die Absicht zu haben, baaren Gewinn daraus zu ziehn. Im siebenjährigen Kriege vertrauete ein gut denkender Kaufmann in Berlin einem Juden eine Summe Geldes in schlechter Silber-Münze, ohne Zinsen, an, in der Absicht,[172] daß dieser dadurch in den Stand gesetzt würde, etwas im Handel zu unternehmen. Die Bedingung war, daß er ihm das Geld, vor Ablauf eines Jahrs, in Golde, nach dem damaligen Curs, erstatten sollte. Der Jude behielt aber die Summe länger als zwey Jahre und bezahlte dann nach dem, unterdessen sehr gefallenen Werthe der Münze. Als nun der Kaufmann sich darüber beklagte, antwortete sein Schuldner: »Ey mein Gott! soll ich denn an Ihnen nichts verdienen?« Er wollte also sogar für die Gefälligkeit bezahlt seyn, die ihm war erwiesen worden.

Quelle:
Adolph Freiherr von Knigge: Ueber Eigennutz und Undank. Leipzig 1796, S. 169-173.
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