Zehnte Szene


[378] Auf der Bastei – Nacht und Mondschein.


ADOLPH allein. Soll ich zu ihr gehen? Darf ich? – Ohne die Einwilligung meines Vaters? – Zwar bring ich Hoffnung mit – aber doch nur Hoffnung – keine Gewißheit! – Wenn er sich anders besönne, – wenn sie ihm nicht gefiele, – wenn er ein Machtwort spräche, – ich glaube wahrhaftig, ich würde unglücklich sein. Unglücklich? – Was ist das? Ich war es noch nie. Aber ich fange an zu fürchten, daß auch ich es werden könnte. – Ha, ha, ha! siehe da, der junge Klingsberg lustwandelt im Mondschein und seufzt! Ja, nun ist es richtig! er ist verliebt! entsetzlich verliebt! Setzt sich auf eine Bank, oder lehnt sich an die Mauer. Heiliger, keuscher Mond! Du hast nun schon viele hundert Jahre das närrische Zeug mit angesehen, was die Menschen unter deinen Augen treiben, sage mir nur, wie ist es möglich, daß du nicht lachst? – Ich bin verdrüßlich, und möchte meinen Verdruß gern an dir auslassen, du abgeschmackter Mond! Immer bist du freundlich, wie ein Hofmann, immer dasselbe Gesicht, wie ein Ehemann, immer der nämliche Spaziergang auf und nieder, wie eine Schildwache. Pause. Ah! das hilft mir nichts! Ich wollte, daß mir[378] irgendein Abenteuer aufstieße! So etwas Pikantes! Wenn auch einige Prügel dabei vorfielen, ich wäre eben recht in der Laune zu geben und zu empfangen.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 378-379.
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