Zwölfte Szene


[379] Vorige – Jacob im Oberrock.


JACOB. Ihro Gnaden! Ich habe seine Wohnung gefunden.

AMALIE mit froher Aufwallung. Gefunden!

ADOLPH beiseite. Was gefunden?

AMALIE. War er zu Hause?

JACOB. Ich glaube – ja.

AMALIE. Ist er gesund?[379]

JACOB. Das weiß ich nicht.

ADOLPH beiseite. Zärtliche Besorgnis!

GRÄFIN. Wir sind am Ziele.

ADOLPH beiseite. So?

GRÄFIN. Ich werde Zeugin Ihres Entzückens sein.

ADOLPH beiseite. Kann unterbleiben. Entzückt ist man am liebsten ohne Zeugen.

GRÄFIN. Jetzt gehen Sie, liebe Freundin! Ich sehe da von ferne eine dicke Figur.

ADOLPH beiseite. Dick? Das bin ich nicht.

GRÄFIN. Ein weißer Mantel, etwas langsam und schwerfällig.

ADOLPH beiseite. Wen meint sie?

GRÄFIN. Ich wette, es ist unser graubärtiger Ritter. Gehen Sie, mein Wagen steht unten am Tore.

ADOLPH beiseite. Auch Equipage?

GRÄFIN. Sie fahren in meine Wohnung. Ich folge Ihnen bald in einem Mietwagen.

AMALIE. Großmütige Frau!

GRÄFIN. Nichts von Großmut! Ich decke nur Familientorheiten mit Schwesterliebe zu. Auf Wiedersehen!


Amalie geht mit Jacob ab.


ADOLPH beiseite. Die eine geht, die andre bleibt. Wie wird das enden?

GRÄFIN. Er ist's! Das Podagra kämpft mit seiner Ungeduld.


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 379-380.
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