Eilfte Szene


[397] Vorige – Amalie – Graf – Adolph – Henriette.


AMALIE in der Tür. Karl!

STEIN. Amalie!


Stürzt ihr entgegen; stumme Umarmung.


GRÄFIN gravitätisch. Mein Herr! Ich bitte mir Ihren Degen aus.

STEIN. Amalie! Du hier?

AMALIE. Und habe dir auch ein Geschenk mitgebracht.


Hält ihm das Dekret offen hin.


STEIN. Träume ich?


Zugleich.


ADOLPH. Glück zu, Bruder!

HENRIETTE. Glück zu, Bruder!

STEIN. Was ist das? Wo bin ich?

GRAF. In meinem Hause, wo Sie herzlich willkommen sind.

STEIN. Auch Sie hier, Herr Graf? Und diese Dame?

GRAF. Ist meine lustige Schwester.

STEIN. Gnädige Frau!

GRÄFIN. Vergessen Sie nicht, daß Sie mein Gefangner sind.

STEIN. Amalie! Durch welchen Zufall –

GRAF. Das wollen wir jetzt nicht weiter untersuchen. Genug, wir sind da, und bleiben beisammen; nicht wahr, Kinder? Ihr wohnt alle in meinem Hause, damit ich es fein bequem habe; denn daß Ihr es nur wißt, in Zukunft mache ich Euch beiden die Cour.

GRÄFIN. Meine Ernestine nicht zu vergessen.[397]

GRAF. Die mag dem Burschen die Manschetten, ausbessern. Zu Henrietten. Ich halte mich indessen an dich, liebes Mädchen, denn wenn der junge Herr vier Wochen verheiratet ist, so wird er mir wenigstens bei dir nicht mehr ins Gehege gehen – Aber wie sie da stehen Paar und Paar – verschlingen einander mit den Augen, – bekümmern sich weder um mich, noch um meine Bonmots. – Ach, ich sehe schon, Klingsberg hat ausgelebt! – Es bleibt ihm nichts weiter übrig, als seine alte Schwester! Nun so komm denn her, ma Soeur, und laß dich umarmen! Umarmt die Gräfin.


Ende


Quelle:
August von Kotzebue: Schauspiele. Frankfurt a.M. 1972, S. 397-398.
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