[Vorrede]

[101] 1.

Gott der Vater di Weisheit, Gott der Sohn di Weisheit, Gott der Heilige Geist di Weisheit verleihe uns zur erkäntnis seiner wunder, geheimnüsse, führungen di dreieinige Weisheit!


2.

Meine Jerusalemische Reise, durch Rom und Egypten leiblich entschlossen, und über verhoffen unter so vilen Römisch-Egyptischen Nöthen des falschen Jerusalems, geistlich beschlossen, übersteiget so weit an ärgernissen di Constantinopolitanische Reise, als das innere den eusern Witz übersteiget.


3.

Denn i williger wir waren unsern lauf zuvollenden, ungeachtet aller anstösse, verhinderungen, verräthereien; i wunderlicher hat es der Allerhöchste ausgeführet, und mit uns wesentlich dargestellet, was vor im 28. gesichte mit der Prophetin Christina bezeichet.


4. 140.

Wir kamen recht auf der Jerusalemischen Reise gegen Abend, in der Drabitzianischen Abendsmispel, Genff, in di grösste nöthen, (wi di sechste Probe Noth auch heisset), und musten uns imehr durchdrukken, imehr wir Uns durchdrukkten, durch unsere Freunde dareingeführet.


5.

Wir konten recht weder aus noch ein, vor noch hinter Uns: als wir uns meinten nach den fünff Wundermonden frei zu sein, mit dem Kühlprophetischem schönem Weisblauen bekleidet, sihe, so ward es schon nacht, und di stunde der Noth zwängte uns, dem Frantzem Könige unsere noth unter den falschen Brüdern anzuzeigen, der Christine nachsprechende voller glauben, auf der Engel trib: Wahr ist, Gott hat des Königs hertz in der hand.


6.

Denn über unsern gang nach Morgen ward uns unschuldiger weise unser gang gehemmet, unsere kleider unter sich getheilet, um unserm Josephsrokk geloset, und zwar in der Stadt, di ein neues Jerusalem und Antirom der Christenheit solte benennet werden: an dem Tage, den 25 Julius, darinnen wir gleich vorm Jahre in Richmont um ihr heil geeifert; in dem hause, welches vor allen häusern eine Freystadt gleichsam solte dargeboten haben.


7.

Wunderlich ist in dir ergangen, O sternvernünfftiges Genf, das dir alle deine Vernunfft vergangen, und du nun must dem glauben unterthänig werden, zur erfüllung des Drabicius, nachdem vor der gantzen Welt, durch di Weisheit Gottes, di schande deiner blösse geoffenbahret.
[101]

8.

Di materi zu deinem Concilium ist bereitet, und geschahe mit unser Jerusalemschen reise, di deine vernunfftlose vernunfft vor abergläubisch geschätzet, in dir auch plötzlich, wi mit dem Fridrichsbrife der Prophetin Christinen: Es wird so vil sein, als ob er leiblich wäre geschriben. Darum kamen wir von dir nicht anders, als ob wir leiblich von dem Ufer des stoltzen Jordans kamen, gegen di fünffte Monarchi des Päbstischen Kohlmannsthums, um alle Weissagungen zuerfüllen.


9.

Wir betraten zum virdenmahl unser Engelland eben an dem Römischem unbeweglichem Kühlmannsfeste zur aufbauung des wahren Kühlmannsthums, als gleich der Kohlmannische Jacob gefährliche kohlen an di lunden vor London leget.


10.

Wir kamen wider nach unserm Islington an dem dreimahlsibendem, sibenmahlsibendem, siben sibenmahlsibendem tage, nach unser ausstossung, zum ewigem zeugnisse der führung Jehovens, nun bereitstehende als ein junger Löwe von dem Geschlechte des Löwens Juda das gantze Babel anzufallen.


11.

Das Probsechs des Babylons mit seinen 42 Monden über uns ist nach allen Anfängen vollendet, von Morgen, Mitternacht, Abend, und wird höchstbillichst in der Sibengestalt von ihr selbsten ausgetrunken, was si durch alle Sechsgestalten dem unschuldigen Samen Abels eingeschenket. Di Figuren durch alle Figuren sind entfiguriret, und erscheinet di leiblikeit beiden Reichen nun einmahl, um welche beide Reiche so lange gerungen.


12.

Di sibzehen Jahrhunderte des Cäsars reichen endlich den gelehnten zepter, deme er entwendet, und ist unsere allgemeine Mutter genugsam fast bei Sechsjahrtausende geschwächet durch ihre stoltze Stiffkinder, das es nun zeit ist von ihren rechten Erben gekühlet zuwerden.


13.

Von nun an weichen di Kaiser den Kühlmännern, di Virreiche der Kühlmonarchi im Wunder der Wunder aller Wunder. Von nun an haben alle Reichswechselungen sich endlich ausgewechselt; alle Reichssonnen sich endlich ausgesonnet, weil di Stunde da, von welcher der Prophet spricht: Es wird eine solche Unruhe unter den Sternen entstehen, das man auch vermeinen wird, es werde der Himmel zu grunde gehen, und di Erde nicht bleiben können.


14. 150.

Das Gesätz währet mit allen Propheten bis auf Johannem: Johannes mit allen Aposteln bis auf den Kühlbund der Kühlordnung; mit[102] welchem di heiligen Propheten und Aposteln vollkommen zugesigelt und entsigelt werden.


15.

Di Israeliten währten bis auf di Christen; di Christen bis auf di Jesueliten; vor welche zuförderst der Japhet, Sem, Ham der Christenheit wird eingeladen. Wer ohren hat zuhöhren, der höhre! Hosann! Triumf! Hallelujah. Gegeben zu Islington an London, der Jesueliter Figurstadt, an seinem zurükkunffts, und der Prophetin Christinen Fortschreibungstage, den 16 October 1682.


QUIRIN KUHLMANN,

ein geruffener Printz Gottes der Israeliten,

Christen, Jesueliten.

Quelle:
Quirinus Kuhlmann: Kühlpsalter, Band 2 (Buch 5–8 u. Paralipomena), Tübingen 1971, S. 101-103.
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