Der 4. (64. 139.) Kühl-Psalm/

[344] Als er nach viler göttlichen leitung/ mit der 21. Jährigen Amsterdammerin/ Jungfrauen Esther Michaelis, in gegenwart ihrer Eltern/ sich Abends/ den 20. Jenn. 1687. zu Ackersloot verlobet/ den 24. Jenn. in Amsterd. bei der Norder Kirch von ihr den Ring im Lapis-Golde empfing/ und den 25. Jenn. im Herren Losemont/ beim Hause Israel/ ihr die Trau-Kette gab; gesungen zu Alckmar in Hasevens Haus den 28. Jenn. 1687.


1.Der 4. (64. 139.) Kühl-Psalm

Auf/ Libhold/ Auf! der Freuden-Tag kam an/

Da auf der Ester-haupt das Zepter neu gefallen!

Erlösung naht dem höchstgedrüktem Häufchen!

Jauchzet/ ihr Völker/ Frolocket/ Triumffet!

Das Wesen bricht hervor so gar geheim.


2.

Der grosse Gott vollführt sein grosses Werk/

Das tausendfach bisher sich überall vorbildte!

Der Kühl-stamm wil aus seinem Stamm sich ästen!

Babel erschrikket/ erzittert/ verzaget!

Es hat erkandt/ was ihnen heut verdekkt.
[344]

3.

Dreieiniger Gott! unendlichst ewigst Eins!

Dein ist/ was du mir gibst! Ich kenne dich durch alles

Ich opffre mich mit allem Weltgeschöpffe!

Lasse den Segen mir häuffiger strömen/

Daß desto mehr dein Segen dich verehr!


Der 4. (64. 139.) Kühl-PsalmZweiter Theil.

Als er den 28. Jenn. übers Eis nach Ackersloot kommen/ und um Pfingsten di offentliche Trauung nach des Himmlischen Botens anweisung/festgesätzet/ gesungen den 2. Febr. 1687


1. 4.

Allmächtigster! Erhöhr/ erhöhr dein Knechtchen!

Nihm ides Wort genädigst auf!

Di Jungfraw folge nun den beiden Witwen nach/

Wi dem Gesätz und Gnad die neue Kühlzeit folget.

Alle di Erde verwundre sich drüber.


2. 5.

Das Pabstthum fall/ wi vor der stoltze Haman/

Als Esther lud ihn dort zu gast.

Dann Esther kam auch neu durch Judica zur Meß/

Wi vor di Esther kam durch Mardoche nach Hofe.

Vasthi/ di Römsche/ wird ewig versinken!


3. 6.

Schleus zu di thür der dreien Secten Fröschen!

Si haben satt sich falsch berogst!

Di recht und linke Säul erlange deine Krafft!

Di Römsche Mittel-saul stürtz Jehu ab durchs Fenster.

Freuden und Wonne besonne di Länder.


Der 4. (64. 139.) Kühl-PsalmDritter Theil.

Als er den 8. Febr. im Abgrund dem Abgrund im Geist geprediget/ und den 11. Febr. seine Braut abends sich halb tod fil/ voller gelassenheit gesungen nachts den Dinsttag und 11. Febr. 1867.


1. 7.

Allein-barmhertziger! Allein-gerechter Gott!

Sih hir dein Knechtchen sich nach deiner tifsten Tif![345]

Ach thu mit mir/ was Dir gefället!

Nihm an di Thrän zum Opffer!

Ich dein Geschöpff weiß nichts mehr vor zu bringen!


2. 8.

Wer wil ergreiffen dich/ dich unbegreifflichsten?

Was ist ein sündig Mensch? von wannen ist sein Recht?

Imehr ich Dich erkenn in Alles/

Imehr bin ich bestürtzet!

Du bists Allein! Allein allein alleine!


3. 9.

Nichts hilfft mir Himmel/ Erd/ wa ich ohn deine Gnad:

Nichts schrekket mich di Höll/ wann ich dein Knechtchen bleib.

Du bist Allein mein ewigst Alles!

Verdamnis wird zur Freude/

Wann man Gott libt/ Gott lobet/ Gott gehorchet.


Der 4. (64. 139.) Kühl-PsalmVirdter Theil

Als er seine innere Jahre vom Mai 1669. und September 1670 nach seines euseren Alters Jahren überlegte/ di virfachen 21. Jacobs-Jahre ihnen anbequemend/ zu Ackersloot den 14. Febr. 1687.


1. 10.

So ists! Das Uhrwerk Gotts schägt nur in allem richtig!

Sein hohgeheim spilt hohgeheim in alles!

Di innre Zahl zählt nach der eusern Zahl!

Was einer fehlt/ ersätzt! di andre.

Nichts ist vergebenst da/ ob es vergebenst scheint.


2. 11.

O wunder fünfzehn Jahr! Was wird nicht sein di Neunzehn?

Eil/ eil herbei mein Wunder drei-und-zwantzig

O Zwantzig acht! O Dreißig drei/ vir/ fünf!

O Dreißig sechs! O Fünf-und-fünftzig!

Di Welt steht gantz verstellt! Der Schöpffer thut nur alls!


3. 12.

O grosses Zwantzig ein! Wi wirst du dich virfachen?

Dein Fünfftes bringt ein ewigst fünfftes Eines!

Wer war vor Gott? Wer kommet doch nach Gott?

Drum ist sein Werk das gröst und kleinste.

Ich bin ein Kurtz-begrif/ was er mit idem that.


Der 4. (64. 139.) Kühl-Psalm[346] Fünffter Theil.

Als er das 150 des Kühl-Psalters/ und das 120 des Kühl-Salomons mit dem 152. des Kühl-Jesuels völlig ergrif/ im dreieinigem Kühl-Wunder des Kuhl-Schrifft-Buches/ gesungen zum ewigen andenken zu Ackersloot/ den 15. Febr. 1687.


1. 13.

Gott Vater†/ Sohn† und Geist†! Alleindreieinigst Eines!

Der du Kottern/ Christinen/ Dtabitz sandst!

Wi Seele/ Geist und Leib dreieinig bildt dich Einen:

So spilstdu heut mit disem Drei.

Drum sprichstu so vertheilt/ was doch di höchste Einheit.


2. 14.

Du führst mich deinen gang mit des Kühl-Psalters Jubeln!

Vertheilst ihr Drei/ und ist doch nur dein Eins!

Di dreie Virtzig des Kühl-Salomons begeistern

Di gantze Welt mit deinem Geist!

Si findt den Leib in des Kühl-Jesuels vir Büchern.


3. 15.

Mein sechs und dreisigst Jahr siht klahr durch alle Wunder:

Es schleust nun zu des Schrifft-buchs achten Theil.

Vollführe/ grosser Gott/ selbst deinen eignen Willen!

Es läuffet hoch mit mir dein Weg!

Stets unbegreiflicher/ imehr er mir ergriffen!


Der 4. (64. 139.) Kühl-PsalmSechster Theil.

Als er gleich um 11. Uhr seiner Braut Esther das den 22. Febr. empfangene Kuhlmänninnen Sigel mit den dreien Kaiser-Kronen und dem Drabitzianischem Oel-glas über den Händen übergebend/ sein 36. Jahr zugeschlossen/ und das letzte Jahr der Christen angefangen/ gesungen den 25. Febr. drei virtel auf zwölf Mittags 1687.


1. 16.

Nun sei dir dank/ Dreieinger Gott/ gesungen

Mit allen Engeln/ Geistern/ Menschen!

Was in der Zeit nicht zu vollenden/

Das müsse dort di Ewigkeit ausführen!

Ein ewig dank verbleibe dann mein danken.
[347]

2. 17.

Steh Vater/ mir nun bei mit deinen Wundern/

Zur fromer Freud- und böser Leiden!

Es gehe fort dein Bau sehr weislich/

Und alles dis/ was heut Christin gelesen!

Ihr eilfmahl Zehn/ und zehnmahl Eilf erscheine!


3. 18.

Es rege sich das Drei der Kaiser-Kronen/

Das alle macht des Jesus-Reiches!

Sei recht zur Esther/ Kuhlmänninne!

Herr Jesus/ salb ihr Hertz/ nicht nur di Hande!

Dann wird dein Thron mit wahren Erben gläntzen.


Der 4. (64. 139.) Kühl-PsalmSibender Theil

Als er den 27. Febr. nach Amsterdam kommend/ um seine befohlne Mertz-Reise fortzusätzen/ di letzte Satans Figur zur Reisverhinderung vorempfand/und nach des 28. Februars Zeichen/ den 1. Mertz

zurükwich nach dem Nord-Crith/ gesungen voller Criths- und Sareptens geheimnus/ den 2. Mertz 1687.


1. 19.

Gott preis/ wir brechen heut von Lübek ernstlich auf!

Der West-Crith ist dem Nord-Crith recht vereinet!

Von beiden geht der Ost-Crith A.V.S. voll A.V. S!

Christinen ihr E.K. klahrt Ester Kühlmannin:

E.ngellands K.önigreich lauffet zum Zile.


2. 20.

Des Drabitzs dritter druk wird rächen Hand und Brand!

Drahosche weg! Eur unglaub hats erwekket!

Di Nordwolk hohlt den Walfisch von Sarept!

Daun brennstu Leopold/ wi du den Drabitz brennst!

Allerunmächtigster! Hast du gesiget?


3. 21.

Janosse! Gebt heut licht zum Sechs-gericht dem Volk/

Das euch führt weg nach Gottes hauptgeheimnis!

Der Türke lernt im Christen-land vom Christ;

Der Christ im Türken-land erfiht der Türken Bus!

Christen und Türken di eilen zum ende.


Der 4. (64. 139.) Kühl-Psalm[348] Achter und letzter Theil.

Als gleich zwölf-jährig/ das der prophet Rothe auf göttlichem Befehl di Wittib Elisabeth Michaëlis gebohrne vom Adlichem Hause von Sindorp/ mit Loth de Haes durch den Englischen Prister aus Leiden/ Edward Richardson vermählet/ zum Ausgang und Anfang der Standart; voller tiffe im Ausgang und Anfang gesungen den 3. Mertz, Anno 1687.


1. 22.

Wi heimlich gehn di Gottes wege?

Vernunft/ du fehlst zuvil/ wann du nach dir urtheilst!

Ob di Standart verging/ wi Jesus Christus kommen:

Doch wird ihr Wesen klahr durch Heurath dargesätzt.

Es fil der Samen ein vom Wunder zu dem Wunder!


2. 23.

Was klagen di Sechshundert tausend!

Si waren selbsten schuld von ihrem Untergang.

Wi Josua verblib mit Caleb in dem glauben:

So konten alle si verbleiben fest in Gott.

Nun werden si verschlukt mir recht bei allen Secten.


3. 24.

Di Gideon und Salomone

Erfreuen alle Welt zu ihrer Eltern freud!

Des Babels Ausgang wird zu des Kuhlreiches Anfang.

Wi sind verspottet nun di Spötter der Standart?

Es wolten sterbliche Gesätze Gott vorschreiben!

Quelle:
Quirinus Kuhlmann: Kühlpsalter, Band 2 (Buch 5–8 u. Paralipomena), Tübingen 1971, S. 344-349.
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