59. Das Bild am Dom zu Brandenburg.

[59] v. Rochow Geschichtliche Nachrichten von Brandenburg etc.


An dem Dome zu Brandenburg, der zum Theil wahrscheinlich noch aus dem zehnten Jahrhundert stammt, sieht man über dem unter dem Thurme befindlichen Haupteingange ein aus Stein gemeißeltes altes Bild, das einen Fuchs in einer Mönchskutte darstellt, wie er zuerst einer Versammlung von Gänsen predigt, und zum Schluß eine derselben im Rachen davon trägt. Wie dies Bild dahin gekommen, erzählt man auf zwiefache Weise; die einen sagen: der Baumeister des Doms habe für seinen herrlichen Bau geringen Dank und noch weniger Lohn gehabt, ja er habe sogar fliehen müssen; da hat er denn aus Rache in der Nacht vor seiner Flucht das Bild am Dom angebracht. Andere erzählen: ein Domprobst von Burgsdorf, der viel für die Verschönerung und Ausbesserung des Doms that, habe es verfertigen[59] lassen, aus Unmuth darüber, daß der von ihm bereits abgeschaffte Dienst der Messe in lateinischer Sprache nach dem Schluß des Westphälischen Friedens wieder eingeführt werden mußte.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 59-60.
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