144. Nippel von Bredow und der Teufel.
Mündlich.

[151] Eine Meile von dem Städtchen Friesack liegt das Dorf Landin und unweit desselben eine Anhöhe, welche der Teufelsberg heißt; diesen Namen verdankt sie folgender Begebenheit:

Zu Landin wohnte vor langen Jahren einmal einer aus dem Geschlechte derer von Bredow, der hieß mit Vornamen Nippel oder Napel, und war ein gar großer Verschwender, so daß er bald sein väterliches Erbtheil verpraßt hatte und nun in die äußerste Bedrängniß gerieth, indem er gar nicht wußte, wo er Geld hernehmen sollte. Da nahm er endlich zu dem letzten Mittel seine Zuflucht und schloß einen Bund mit dem Teufel, dem zufolge dieser dem Napel alles, was er nur verlange, gewähren, dafür aber nachher seine Seele erhalten[151] sollte; dieser Bund wurde auf dem Teufelsberge geschlossen, der eben davon seinen Namen erhielt. So lebte nun Nippel wie zuvor, bis endlich die Zeit kam, daß der Vertrag zu Ende ging; nun gings ihm doch etwas im Kopfe herum, daß er schon sterben und gar gleich in die Hölle gehen solle, und er ging deshalb tiefsinnig umher und war wie umgewandelt. Das fiel seinem Schäfer auf und er fragte ihn, da er Mitleid mit seinem Herrn fühlte, eines Tages um die Ursache seiner Trauer, und Nippel erzählte ihm ohne Rückhalt, wie er mit dem Teufel den Bund geschlossen und jetzt, da die Zeit des Vertrages bald um sei, demselben seine Seele lassen müsse. Da rieth ihm nun der Schäfer, er solle, da ihm ja der Teufel noch dienen müsse, die Forderung an denselben stellen, ihm einen Scheffel bis zum Rande mit Geld zu füllen, diesen solle er dann, nachdem er ein tiefes tiefes Loch in den Teufelsberg gegraben, so über dem Loche anbringen, daß er, so wie man etwas hineinschütte, umschlage, dann würde sich der Teufel vergeblich abmühen, ihn zu füllen und dadurch der Vertrag gelöst sein. Ueber diesen Rath war Nippel hoch erfreut, that Alles was ihm der Schäfer gesagt hatte, und ging in der folgenden Nacht zum Teufel, der auch gleich bereit war, seine Forderung zu erfüllen. Da schleppte er denn einen großen Sack mit Geld heran, aber er schüttete und schüttete und es nahm kein Ende, denn der Scheffel ward nicht voll. Er nahm einen zweiten und dritten Sack, aber auch damit wollte es nicht gelingen. Da ward er endlich unmuthig und rief:
[152]

Nippel Nappel Neepel,

Wat hest vöörn grooten Scheepel!


Und mit diesen Worten nahm er den Vertrag, welchen er mit Napel geschlossen, warf ihn demselben vor die Füße und flog ärgerlich davon.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 151-153.
Lizenz:
Kategorien: