160. Die gebannten Glocken.
Mündlich.

[167] In den heiligen Pfülen liegen Glocken, deren Läuten man zuweilen um Mittag hört; ein Mädchen kam eines Tages an einen dieser kleinen Seen, um sich zu waschen; da erblickte sie am Ufer drei Glocken, die, dort je gesehen zu haben, sie sich durchaus nicht erinnern konnte. Noch in Gedanken darüber, entkleidet sie sich zur Hälfte, legt ihr Brusttuch auf einen derselben und geht an ihr Geschäft. Nachdem sie es beendigt, kommt sie zurück und hört, wie die Glocken mit einander sprechen, und sich gegenseitig auffordern, wieder in den See hinabzugehn. Da sagt die eine derselben traurig, sie könne nicht von der Stelle, und indem das Mädchen hinzutritt, gewahrt sie, daß es die sei, auf welche sie ihr Tuch gelegt. Während deß sind die andern beiden aufgebrochen und langsam in den See hinabgewackelt, die dritte ist aber dort geblieben und das Mädchen auf diese Weise in ihren Besitz gekommen. Was sie aber damit angefangen, wird nicht erzählt.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Märkische Sagen und Märchen nebst einem Anhange von Gebräuchen und Aberglauben. Berlin 1843, S. 167.
Lizenz:
Kategorien: