2.

[147] Ein andermal hat der Herzog auch nach Schöppenstädt kommen wollen, und man hat daher anfragen laßen, womit man ihm aufwarten könne, da hat er gesagt, er wünsche ein kleines refraichissement zu haben. Da war Schöppenstädt in Noth, alles wurde herbeigeholt, was einigermaßen gelehrt war, aber keiner konnte das Räthsel lösen, endlich fiel einem klugen Kopf ein, es möchte ein französisch Wort sein, darum schickte man nach Wolfenbüttel und ließ in aller Eile ein Wörterbuch holen, und da ergab sich, daß das Wort »Abkühlung« bedeute. Nun war großer Jubel, und als der Herzog zur Stadt kam und eben um die Ecke nach dem Markt biegt, da sprützen ihm drei große Feuersprützen ihre volle Ladung entgegen, und die Schöppenstädter jubelten und freuten sich und meinten, ein so schönes refraichissement möchte er wohl noch nicht bekommen haben.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 147-148.
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