184. Das blutige Schwert.

Mündlich.

[158] An der Außenseite der Liebfrauenkirche in Halberstadt hängt ein Schwert, das hat man zum ewigen Andenken dort befestigt, daß einmal ein Bräutigam seine Braut erstochen. Der war nämlich in den Krieg gezogen und hatte in Halberstadt eine Braut zurückgelaßen; da er aber schon lange Jahre fort war und nicht wiederkam, glaubte das Mädchen, er sei todt, und freite einen andern. Am Hochzeitstage aber kam plötzlich der erste Bräutigam zurück, und als sie zur Kirche gingen, lauerte er ihnen hier auf und erstach sie beide und darauf sich selber. Seit der Zeit nun hängt das Schwert dort als Wahrzeichen und es wächst nie Gras unter demselben, weil immer noch Blut von demselben heruntertröpfelt; auch hängt es nie still, sondern ist in steter Bewegung.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 158.
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