2.

[178] Ein Schäfer treibt einmal mit seiner Heerde über den Ilsestein fort und ruht dabei, auf seine Keule gestützt, an einem Spring ein wenig aus, da öffnet sich auf einmal der Berg, denn in seiner Keule war, ohne daß er's wußte, eine Springwurzel, und vor ihm steht die Prinzeßin. Die heißt ihn folgen, und als er drinnen ist, sagt sie ihm, er solle soviel von dem Golde nehmen, als er nur wolle; der Schäfer steckt sich auch alle Taschen voll, und als er nun genug hat, will er gehn; da ruft die Prinzeßin: »Vergiß das beste nicht,« und da er denkt, sie meine, er habe noch nicht genug, füllt er auch noch den Hut; sie meinte aber seine Keule mit der Springwurzel, die er gleich beim Eintritt an die Wand gestellt hatte. Als er nun aber hinausgehen will, da schlägt die Klippe plötzlich zu und schlägt ihn mitten durch.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 178.
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