1.

[215] In alter Zeit wußte man noch gar viel von Frau Hulle zu erzählen und namentlich wie sie bald hier bald da die Leute reich gemacht. So geht auch einmal ein Mann noch spät Abends über einen Berg, da sieht er Frau Hulle sitzen, die ist eifrig beschäftigt Flachsknotten abzustreifen und hat schon einen ganzen Berg vor sich liegen. Da bietet ihr der Mann guten Abend und sie dankt ihm schön und sagt, er solle sich die Knotten einstecken und mit nach Haus nehmen. Der Mann dankt für den guten Willen und sagt, davon hätte er selbst zu Hause genug, damit wollte er sich nicht beschweren, und geht fort. Als er eine Strecke weiter gegangen ist, fängt's ihn an gewaltig im Schuh zu drücken, da sieht[215] er nach, hat er große Goldkörner drin; das waren die Flachsknotten, von denen ihm einige in den Schuh gekommen waren.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 215-216.
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