1.

[217] In den Kyffhäuser ist Kaiser Friedrich der Rothbart verwünscht, der sitzt mit all seinen Rittern und Knappen um einen großen Tisch, durch den sein Bart hindurch gewachsen ist. Unten im Berg ist's herrlich und alles strahlt von Gold und Edelstein, und ob's auch eine unterirdische Höhle ist, so ist's doch hell drin wie am sonnigsten Tage; die prächtigsten Bäume und Sträucher stehen da und mitten durch dies Paradies fließt ein Bach, wenn man aus dem eine Hand voll Schlamm nimmt, so wird er sogleich pures Gold. Hier jagt nun ein Reiter zu Pferde fortwährend auf und ab; andere aber sagen, er sitze auf einem Hahn und möge wohl der Böse selber sein, der alles dies verzaubert habe. – Ein Hirt ist mal am Johannistag, als der Berg offen stand, hineingekommen und hat staunend die ganze Herrlichkeit gesehen,[217] da hat ihm der Reiter gewinkt, er solle die Pferdesemmeln einstecken, das hat er gethan und als er zu Hause kam, ist's Gold gewesen.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 217-218.
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