5.

Mündlich aus Abberode, Goslar und Deutschenthal bei Halle.

[219] Kommen einmal Musikanten von einer Hochzeit und ziehen über den Kyffhäuser nach Hause; ist so ein recht Toller unter ihnen, der sagt: »Hört ihr Gesellen, haben wir so viel gespielt, wollen wir auch noch dem alten Kaiser Friedrich eins aufspielen.« Da wollen's die andern zwar erst nicht thun, da sie müde sind, aber er redet ihnen doch so lustig zu, daß sie zuletzt allsammt anstimmen. Als sie fertig sind, tritt eine Mamsell aus dem Erfurter Thor, die bringt ihnen schönen Dank vom alten Kaiser und verehrt jedem von ihnen zum Andenken einen Pferdekopf. Den sah noch jeder von ihnen staunend an, als die Mamsell schon wieder verschwunden war, und nun schalten sie auf den Tollen, daß er sie so schnöden Lohnes halber aufgehalten, und warfen ihre Pferdeköpfe weit von sich. Der Tolle aber war lustig wie immer, behielt den seinen und sagte: »Ist's nichts weiter, so gibts doch daheim einen Spaß mit meiner Alten!« Und[219] so zogen sie denn nach Hause, wo der Tolle seiner Frau den Pferdekopf heimlich unter's Kopfkißen legte und, als sie andern Morgens aufwachte, zu ihr sagte: »Guck e'mal hin, was ich dir schönes mitgebracht, das hat mir der alte Rothbart verehrt!« Da hob sie das Kopfkißen auf und nun dachte er, sie würde recht erschrecken, aber sie zog einen großen Goldklumpen hervor, so schwer, daß sie ihn kaum heben konnte.

Einige erzählen auch, die Musikanten seien am Morgen heimgezogen und als sie gespielt, hätte die Mamsell ihnen einen Morgentrunk und jedem eine Pferdekeule hinausgebracht, die habe nur einer behalten, und als er heimgekommen, sei sie Gold gewesen.

Endlich sagen noch andere, im Kyffhäuser sitze der Kaiser Otto, den habe ein Musikant einmal dort vor dem Berge getroffen; da habe ihm der Kaiser geheißen, einen Marsch zu spielen, und als er das gethan, habe derselbe ihm drei Knochen als Belohnung gegeben, die er jedoch nicht eher ansehen dürfen, als er zu Haus gewesen, und da seien sie zu Gold geworden.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 219-220.
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