298. Kaiser Lothar's Geburtsort.

Mündlich aus Weyhausen bei Uelzen.

[266] Kaiser Lothar ist in einem Dorfe der Lüneburger Heide, Namens Lutterloh, das nur aus zwei Höfen besteht und von ihm den Namen erhalten hat, geboren[266] worden. In diesem befand sich nämlich seine Mutter grade auf der Durchreise, und da es keine Kirche hat, ist man danach mit dem neugeborenen Kinde nach Gerhaus gegangen, wo sich eine kleine Kapelle befand, in welcher es getauft worden ist. Hier hat man den Taufstein noch lange Jahre gezeigt und unversehrt erhalten, jetzt aber befindet sich diese Kapelle im Besitz des Bauer Lühring, der sie zu wirthschaftlichen Zwecken benutzt und namentlich soll der Taufstein dazu dienen, das Geschirr darin abzuwaschen.

Dem Besitzer des Hofes übrigens, auf dem Kaiser Lothar geboren wurde, hat derselbe nachher sein Gut als freies Lehn gegeben; als der Bauer aber einmal mit seinem Nachbarn auf dem andern Hofe in Streit gerathen, hat dieser, um ihn zu kränken, gesagt: »du kannst jo nich mål dînen könich betålen« und da hat er den Kaiser gebeten, ihm seine Freiheiten wieder zu nehmen, was derselbe auch gethan hat, und so ist's denn geblieben bis auf diesen Tag.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 266-267.
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