41. Untergegangene Städte.

Mündlich vom Krüger in Chorinchen.

[41] Von vielen Seen der Ukermark geht die Sage, daß in denselben Städte untergegangen seien, und oft schon sollen die Fischer mit ihren Netzen an den Kirchthürmen sitzen geblieben sein; das wird namentlich auch vom Werbellin, großen Paarstein und großen Plagesee erzählt.

War mal ein Mann aus Liepe nach Oderberg gegangen und wie er in finsterer Nacht heimkehrt, kommt er vom Wege ab und geräth in die Teufelsberge, da kommt etwas und führt ihn in eine große schöne Stadt, die er zuvor noch nie gesehen, und wie er sich an all der Pracht satt gesehen, wird er wieder hinausgeführt. Da sieht er sich verwundert um, und beim Scheine des Mondes, der indeß aufgegangen, erkennt er, daß er dicht vor dem großen Plagesee stehe, und hat nun wohl errathen, wo er gewesen.

Die im großen Paarstein untergegangene Stadt soll Fineten oder Veneden geheißen haben, und daher kommt es denn auch, daß bis auf den heutigen Tag ein Stück Landes dort am See der venedische Kirchhof heißt.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 41.
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