43. Der Hünendamm im Paarstein.

Mündlich von einem alten Hirten aus Brodewin und einem Bauer aus Mirow bei Angermünde.

[42] Am Paarstein wohnten vor langen langen Jahren Hünen, die waren von ungeheurer Größe und Kraft, so daß sie z.B. wenn sie ihre Gänse ins Feld treiben wollten, die höchste Buche des Waldes ausrißen und die statt der Ruthe gebrauchten. Eine solche Hüne soll auch einmal einen Bauer sammt Pflug und Ochsen in ihre Schürze gepackt und aus Verwunderung über die Erdwürmer ihrem Vater gebracht haben. Der hat aber gesagt, das seien die Erdwürmer, die da die Hünen vertreiben würden.[42]

Wieder eine andere wollte einen Damm durch den Paarstein, etwa zwischen Brodewin und Bölkendorf bauen, und trug darum zwei Schürzen voll Erde herbei, die sie an jedem Ufer niederwarf, und das sind die beiden Landzungen, die da noch heut zu Tage sichtbar sind; als sie aber mit der dritten ankam, fiel sie und brach ein Bein, und da fiel die Erde mitten in den See, und es entstand so die Insel, welche noch jetzt dort in der Nähe liegt.

Man erzählt auch, daß so viel die Riesen größer gewesen als das jetzige Geschlecht, soviel kleiner würden die sein, die nach uns kämen, so daß ihrer neun in einem unserer Backöfen dreschen könnten, ohne einander die Köpfe einzuschlagen.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 42-43.
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