142.

[406] Im Saterland herrscht die Sitte, daß die jungen Burschen Mädchen, die sie freien wollen, oder auch wol Nachbarsleute unter einander, eine wêpelrôt (auch tûnskêr genannt) in's Haus bringen mit den Worten:
[406]

hier brang wi jô êne wêpelrôt;

woi jü mi wet rêke

so moije jô nit lang bedonkje.


(Hier bringen wir euch eine wêpelrôt;

wollt ihr mir was reichen,

so mögt ihr euch nicht lang bedenken.)


Dies sagend, schießt man gewöhnlich ein Pistol ab und wirft die wêpelrôt in's Haus, dann aber läuft der Werfende schnell fort; die Hausbewohner eilen ihm nach und suchen ihn zu fangen; wird er eingeholt, so bringt man ihn zurück und er muß entweder auf dem Keßelhaken reiten oder rôtwasser (Waßer mit Kaminruß gemischt) trinken: nachdem dies geschehen, wird er bewirthet. – Die wêpelrôt wird von einem Weidenstab gemacht, an welchem oben ein Kranz in Radform mit Speichen befestigt ist; diese Speichen ragen über die Felgen hinaus und auf ihren Spitzen sind Aepfel befestigt. In der Mitte des Rades befindet sich ein breiter Zierat aus Goldblech und von diesem aus laufen über den ganzen Kranz weg dichte strahlenartige Büschel abgeschabter Weidenspäne von weißer Farbe. – Der Gebrauch soll sich auch an andern Orten im Oldenburgischen finden.

Quelle:
Adalbert Kuhn / W. Schwartz: Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen. Leipzig 1848, S. 406-407.
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