23b. Sprengepyl in Vechta.

Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück, 1853, S. 39. Vom Landesökonomierath Nieberding.

[18] Im dreißigjährigen Kriege hauste der kaiserliche Oberst Sprengepyl in Vechta und der Umgegend mit seinen Reisigen. Mit dem Teufel im Bunde führte er manches Wagestück aus, und waren ihm die Schweden auf dem Halse, so verwandelte der Teufel ihn und seine Leute in Gebüsche, an welchen die Schweden vorüberzogen, ohne Arges zu ahnen. Einstens sogar verrichteten die Schweden ein Bedürfniß an den Büschen, und als sie sich entfernt hatten und die Metamorphose aufhörte, hatten die Sprengepyler den Urin in den Stiefeln.

Nach geschloßenem Frieden lebte Sprengepyl in Saus und Braus von den eroberten Schätzen auf seinem Gute Falkenrott bei Vechta, als der Teufel nach abgelaufener Frist seinen Lohn verlangte und ihn aus einer zahlreichen Gesellschaft entführte.

Sein Geist geht seitdem in der von den Höllengeistern geliebten Gestalt eines großen schwarzen Kettenhundes mit glühenden Augen, wie Kohlschüsseln, eine rasselnde Kette um den Hals, des Nachts in Vechta auf der Straße spuken. Als Vechta noch münsterische Besatzung hatte, machte sich der Geist, seines frühern Standes eingedenk, ein Vergnügen daraus, die in ihren Schilderhäusern eingeschlafenen Wachen zu wecken, indem er ihnen die Vorderfüße auf die Brust setzte, oder mit Möhren die offen gelaßenen Thore zu verriegeln, welche dann des Morgens nach der Geisterstunde die Schweine wieder öffneten.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 18-19.
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