248. Hexe belauscht.

Mündlich.

[220] In einem Dorfe bei Warburg ist eine Frau schon lange im Verdacht der Hexerei gewesen, da haben sie einmal zwei Männer belauscht, haben sich abends ans Fenster geschlichen und durch die Ritzen, welche die Vorhänge ließen, gespäht. Da haben sie denn gesehen, wie die Alte ein weißes Tuch mit Fransen über den Tisch gedeckt und indem sie den Namen irgend eines Bauern im Dorfe nannte, die Fransen wie das Euter einer Kuh faßte und daran molk. Das hatten sie eine Weile mit angesehen, bis die Alte sagte: »Nu de Stürbecksche.« Das war aber der Name des einen der beiden, da haben sie ihr die Scheiben zerschlagen, sind aber dafür von ihr verklagt und zu namhafter Strafe verurtheilt worden.

So erzählte ein alter Hirt unter Volmarstein, der aus der Gegend von Warburg war.


Vgl. Grimm, Mythologie, S. 1025, und Norddeutsche Sagen, Nr. 31 mit der Anm.; Geiler von Kaisersberg (bei Stöber), S. 62; Leoprechting, Lechrain, S. 14.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 220.
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