371. Erbauung von Lamspringe.

Mündlich.

[336] Einer der Grafen von Winzenburg hatte eine Tochter, der ein kleines Lämmchen auf jedem ihrer Tritte nachfolgte; einst hatte sie sich nun auf der Jagd im Walde verirrt und war durch langes Umherirren vor Durst fast verschmachtet, da scharrte plötzlich das Lämmchen einen Stein auf, und unter demselben sprang ein mächtiger Quell hervor, womit die Gräfin ihren Durst löschte und dann glücklich den Weg wieder heim fand. Aus Dankbarkeit für ihre Errettung durch Gottes sichtbare Hand ließ sie über der Quelle eine Kapelle bauen und stiftete auch nachher ein Frauenkloster an der Stätte. Die Kapelle jedoch ist in spätern Jahren zerstört worden, und nur die Quelle, von Steinen eingefaßt, springt noch im Klostergarten. Von dem Lämmchen hat aber der Bach den Namen die Lamme und das Kloster den Namen Lammspringe erhalten.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 336.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen
Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche: aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen.