3.

[2] Ein Mann in Steierberg erzählte: Daß Herodis durch ein Haus gezogen und seinen Hund am Herde zurückgelaßen habe, erzählen sie hier auch, doch soll es nicht in Kirchdorf, sondern in Strûkhausen gewesen sein. Die Leute im Hause haben darauf dem Hunde am Morgen zu freßen hingesetzt, das hat er besehen und ist wieder davongegangen. Darauf haben sie ihm am Abend noch einmal einen Napf voll an den Herd gesetzt, wo er den ganzen Tag still und ohne sich zu regen gelegen hatte, und am andern Morgen[2] ist alles ausgefreßen gewesen. Das dauert so fast ein Jahr; allabendlich setzt man ihm das Freßen an den Herd, und am andern Morgen ist es fort. So rücken die Zwölften wieder heran, da wird der Hund, der sonst ganz still gelegen hatte, unruhig, er geht hinaus vor die Niedenthür, hält seine Nase hoch in die Luft und schnuppert, dann kehrt er wieder an den Herd zurück und streckt sich hin. So geht's täglich fort, bis das Jahr gerade voll rund ist, da tritt ein großer Mann in die Niedenthür, der bedankt sich schön bei den Leuten, daß sie den Hund so gut gefüttert haben, und sogleich springt dieser auf und geht nun mit seinem Herrn wieder davon. In dem darauffolgenden Jahre ist in dem Hause aber so viel Milch und Butter gewesen, daß der Bauer einer der reichsten in der ganzen Gegend geworden ist.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 2-3.
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