82.

[87] Besonders schöne Arbeit des Grînkenschmied hat noch der Schulte Dale in Nienberge aufzuweisen, nämlich einen großen Brandrost und Hängsel, an welchen gar kein Vergang ist; Grînkenschmied hat nämlich vor alter Zeit in Grînkeswell, einem Quell in einem Grunde am Rösterberg zwischen Nienberge und Altenberge, der jetzt fast versiegt ist, gewohnt und allerhand schöne Dinge geschmiedet, die nicht verschlißen sind; alle so recht schwere Sachen an künstlichem Schmiedewerk in der ganzen Gegend weit umher, die hat Grînkenschmied gemacht. Der Schulte Dale zu Nienberge hat ihm nun immer zu Ostern oder Pfingsten einen Braten bringen müßen, dafür hat ihm Grînkenschmied seinen Spieß geliehen. So trägt er auch einmal seinem Baumeister (Großknecht) auf, er solle sich zu Pferde setzen und Grînkenschmied seinen Braten und Spieß wiederbringen. Da hat sich der Baumeister aufs Pferd gesetzt und ist nach Grînkeswell geritten; aber unterwegs hat er den Braten aufgefreßen. Als er nun zu Grînkenschmied gekommen ist, hat er ihm den Spieß hingeworfen und gerufen:


»Grînkensmitt,

då hest dîn spitt.«


Und als nun Grînkenschmied gefragt, wo sein Braten sei, da hat er ihm zugerufen, den solle er sich selbst holen, und ist auf seinem Pferde davongejagt. Wie er aber heimgekommen ist, klaffte dem Pferde der eine Batzen weit auseinander, da hatte sich Grînkenschmied seinen Braten herausgerißen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 87.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen
Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche: aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen.