295. Weking's Taufe.

[256] Einige sagen, daß Weking zu Bergkirchen getauft sei, in demselben herrlichen und wunderbaren Quell, welcher noch jetzt dort unter der Kirche entspringt. Andere versichern, daß dies zu Enger geschehen sei, in dem Seelborn,[256] der eben davon den Namen hat, daß überhaupt damals die Scharen, welche dem Beispiele ihres Königs folgten, hier die heilige Glaubensweihe empfingen. Noch andere nennen Belm bei Osnabrück als den Ort des großen Ereignisses. Darin aber stimmen alle überein, daß der mächtige Karl des Königs Pathe gewesen ist. Und zum Andenken an diese Umwandelung ist statt des schwarzen Rosses das weiße der Sachsen Feldzeichen geworden.


Vgl. auch Klopp, II, 172, wo erzählt wird, Karl habe das schwarze Pferd, ohne Zügel und Gebiß, welches Wittekind als sein Zeichen auf seinem Schilde führte, in ein weißes verwandelt, damit die weiße Farbe ein Zeichen seines aufrichtigen Glaubens sei. Derselbe berichtet ferner, daß die Kirche zu Belm bei Osnabrück nach der Sage von Widukind erbaut und Bethlehem genannt sein soll, woraus dann Belm geworden. In dieser Kirche soll auch Geva, die Gemahlin Widukind's und Tochter des Dänenkönigs Siegfried begraben sein, während seine Tochter in einem großen von Granitsteinen zusammengelegten Grabdenkmal nicht weit vom Kloster Rulle begraben sein soll. Auch Klopp erwähnt der Sage, daß Witte kind zu Belm getauft worden sei; vgl. auch die von Stüve aufgezeichnete Sage in den Mittheilungen des Historischen Vereins zu Osnabrück (1853), S. 217, welche so lautet:


Vom König Wieck und Karl Mang.


In der Sweden-tyt wören der twe borgen, de eene up dem Pyesberge un de annere up'r Wyeksbuorg. In der buorg up'n Pyesbierge wuande en kiönig, de hedde Carolus magnus. In de buorg up'r Wyeksbuorg wuande en änneren kiönig, met namen Wyeck. Carolus magnus de was een kriste un Wyeck de was en heede. Carolus magnus wuel nu nich mer hebben, dat Wyeck een heede bleif un löit em seggen, he soll een kriste weerren. Aberst Wyeck löit em wier seggen, dat wuel he nich, he wuel leewer een heede blieven, wyl em de heeden relijon bieter gefuölle. Da wörd Carolus magnus iärgerlick und syä, dann solle den Wyeck de donner slauen, he solle doch een kriste wären, un dat he dat nu rehe kreige, sett he[257] sick mit alle syn volk to päre un rückede den Wyeck up den balg bet voer de Wyecksbuorg. Ass nu de Wyeck dat verspürde, dat de Carolus magnus em to balge woll, da makede he syne poorten to un dachte, nu konne em de Carolus nix dohn. Aberst de Carolus hadde eene graute yserne karnone metebrocht un schaut darmet den Wyeck de poorten un de gansse Wyecksbuorg sau kort un kleen, dat de Wyeck vor angst un naut nich mer wüsste, wo he blywen soll. As nu de Wyeck gaar nich meer wüsste, wo he blywen soll un wo he in un uth soll, do gaff he sick der too un siähe, Carolus magnus soll em doch man dat liäven laaten, wenn et nich anners syn konnde, dann woll he auk woll een kriste werden un all syn volk darby. Da loit nu Carolus magnus dür eenen papen, den he metbracht harre, den Wyeck un syn volk in de bielmsken kierke ut den döpe-stenne, de hüte nau midden in de kierken steet un wo de hilligen un de sprüche in uhtehowwen sind, döpen. Unnerdessen dat se nu den Wyeck in de bielmsken kierken dööpeten, loit Carolus magnus de Wyecksbuorg düür syn volk verdesteuehren, dat keen steen up en annern bleif. Ass nu de Wyeck wier na de borg kamm un sag, dat syn gansse kraum verneeld was, iss he van hier wegtrocken un synt der tyd nich wier kuamen. Carolus magnus aber is dernau mit synen ganssen volke wyder in den krieg trocken un de Sweden hewwet em dann nau der tyd syne buorg up'n Pyesberge auk verdesteuerd. De Sweden hebbet den Carolus magnus auk nich utstaan konnt, wyl he katholsk was, de Sweden aberst luttersk wören. In de tyd hebbet de Katolsken un de Luttersken nau viel meer striet un spectakel met eenander hat, ass se nu hebbet un dat gansse eelend sall as de aulen lüe segget, in der aulen tyd, just as nu, blaut van de papen heerkuamen syn. Wenn hüte de papen et nich diäen, dann sollen sick de katolsken un luttersken auk woll bieter verdriägen un just so goat, as in miene jungen joaren, dou de lüe nau den glauben hadden, de katholsken un de luttersken hädden eenen Gott un wer man recht däe up aerren, de soll nau dusser tyd auk woll to God kuomen.

Eine in den Mittheilungen folgende kurze Version von der Zerstörung der Wieksburg erzählt, daß Wittekind seinen Rossen die Hufeisen verkehrt aufschlagen ließ und so die Feinde lange[258] täuschte, daß man aber endlich die List merkte und seine Burg einnahm und zerstörte.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 256-259.
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