301. Die Sattelmeier.

[262] Nun versammelte der König die Freunde und Diener um sich her, welche sein Gefolge ausmachten. Er gab ihnen Grundstücke zu ihrem Unterhalte und theilte die Geschäfte seines Hauses unter sie aus. Von diesen Gefährten oder Knappen Weking's sind die großen Sattelmeier aufgekommen, welche noch jetzt die Umgegend von Enger auszeichnen. Sie begleiteten den König zu Pferde und waren auch späterhin verpflichtet, einen berittenen Mann zum Kriege zu stellen.[262]

Es sind ihrer noch jetzt etwa vierzehn, sieben in der nähern Umgebung von Enger und sieben weiterhin nach Werther, Dornberg, Schildesche und Heepen zu. Jene sind Nordmeier, Ebmeier, Meier Johann, Barmeier und Ringsmeier im Kirchspiel Enger, dann Meier zu Hücker und der Meier zu Hiddenhausen. Zu diesen werden gerechnet die Meier zu Rohden, zum Goddesberge, zum Hohberge, zum Ollerdissen, zu Südbrak, zur Müdehorst und zum Wendschen Hofe. Wenn sie mit dem Könige ritten, so war es Hiddenhausen, der den Zug begann, und Hücker, der ihn schloß. Außerdem hatte Ringsmeier über den Marstall die Aufsicht. Ebmeier war Wildmeister und ordnete die Jagden an. Barmeier war das Haupt der Hirten, welche die zahlreichen Sauheerden des Königs weideten. Windmeier, ein geringerer Diener, sodaß er nicht zu den Sattelmeiern gehörte, war Weking's Jäger, und bei ihm befanden sich die Windhunde des Königs. Noch bis auf unsere Zeit erfreuten sich diese Sattelmeier, und besonders die um Enger her, mancher besondern Vorrechte, womit ihr königlicher Herr sie begnadigt hatte. Sie waren frei vom Zehnten und genossen bei feierlichen Aufzügen, namentlich bei ihrer und ihrer Frauen Leichenbestattung, besondere Ehren. Drei Tage nacheinander werden sie und zu sonst ungewöhnlicher Zeit beläutet. Schon vom Sterbehause aus begleiten die Geistlichen den Sarg, und dieser wird in die Kirche getragen und auf dem Chore am Altare niedergesetzt, als wollte der Todte hier noch zuletzt von der Grabstätte seines Königs Abschied nehmen. Und erst nach dem Gottesdienste geschieht dann auf dem Kirchhofe die Einsenkung.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 262-263.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen
Norddeutsche Sagen, Märchen und Gebräuche: aus Meklenburg, Pommern, der Mark, Sachsen, Thüringen, Braunschweig, Hannover, Oldenburg und Westfalen.