401.

[360] Ein Mann, der von Camitz nach Grugel ging, mußte einen bedeutenden Wald passiren; auf einmal hörte er in der Luft ein gewaltiges Getöse, wie von einer fernen Jagd, und den Ruf:


»Midden innen weg

süs bîten dî mîne hunne!«


Er warf sich sogleich platt auf den Bauch und fühlte, wie die Hunde über seinen Rücken fortliefen.


Vgl. Grimm, Mythologie, S. 876; in Schwaben zieht dem Muotesheer ein Geist voran, der warnend ruft:


»Außem Weg!

daß niemand was gescheh!«


Meier, Schwäbische Sagen, Nr. 142, 143-145, 146, 147, 149, 156; ebenso im Elsaß, wo einer vorausläuft, welcher schreit: »Abweg, abweg, daß Niemants nichts schähe«, Stöber, Elsäßische Sagen, Nr. 322; »Drei Schritt abweg«, ruft der Dürst, wenn er zur Erntezeit durch die Saaten reitet, Rochholz, zu I, Nr. 140. In Schwyz bei Wollerau spukt ein Frauengeist, welcher dem Vorübergehenden zuruft: »Drei Schritt aus dem Weg«, Rochholz, I, Nr. 181 g; in Holstein heißt es: »Bleib du im großen Mardelweg, so beißen dich meine Hunde nicht«, Müllen hoff, Schleswig-holsteinische Sagen, Nr. 602. Das Niederwerfen ist gewöhnliche Vorschrift, trägt einer dessenungeachtet einen Schaden davon, so soll er, nach kärntener Vorschrift, sich über Jahr und[360] Tag an die nämliche Stelle legen und er wird geheilt; Mannhardt, Zeitschrift, III, 34. Von einem, der sich nicht niederwarf und sechs Wochen lang mit in die Luft genommen wurde, erzählt Leoprechting, S. 36.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 360-361.
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