105.

[104] Die Wechter wohnen in einer moorigen und sandigen Niederung, und da fliegt ihnen der Staub oft arg in die Holzpantoffeln, sie haben deshalb beschloßen, daß es wol heilsam sein möchte, wenn sie einmal ein Fußbad nähmen. Damit es aber weniger Holz zur Feuerung koste, haben sie das Waßer in einem großen Keßel beigesetzt, und nachher, als es heiß genug war, insgesammt ihre Füße darin gewaschen. Nun war der Keßel aber doch nicht so groß, daß sie alle ihre Beine nach Bequemlichkeit hätten darin umhertanzen laßen können, und als sie sie hin- und herspülten, ist die Verwirrung so groß geworden, daß keiner gewußt hat, welches die seinen seien. Da fiel endlich einem ein gutes Mittel ein; der hatte nämlich eine Ruthe in der Hand, und schlug tüchtig auf die verwickelten Beine los; da, hast du nicht gesehen! sprangen sie heraus, und so kam jeder wieder glücklich zu seinen Beinen.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 1, Leipzig 1859, S. 104.
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