84.

[31] Ein Jäger fragte einst einen Knaben, der auf dem Felde arbeitete, ob er ihm nicht einen Hasen anzuzeigen wiße. Der Knabe versteht sich dazu, wenn ihm der Jäger ein gut stükke (Butterbrot) gäbe. Der Jäger thut das, und der Knabe sagt ihm, in dem und dem Rauchfutterstücke liege ein Hase. Der Jäger findet auch bald einen sehr großen Hasen, aber indem er auf denselben anlegt, ruft der Junge: »Bestemöme laupet, Bestemöme laupet« (Großmutter lauft). Natürlich hütet sich der Jäger wol loszudrücken und hat das stükke vergebens darangewandt. Derselbe.


Ueber die Verwandlung der Hexen in Hasen vgl. Norddt. Sagen, Anm. zu Nr. 101, wozu man noch ein älteres Zeugniß des Giraldus Cambr. (bei Liebrecht zu Gervasius von Tilbury, S. 63 fg.) nehme. »Vetulas quasdam tam in Gwallia quam in Hibernia et in Scotia se in leporinam transmutare formam, ut adulterina sub specie ubera sugendo, lac alienum occultius surripiant, vetus quidem et adhuc recens frequensque querela est.«[31] Daß der Glaube auch jetzt noch in Schottland herrsche, zeigt eine Mittheilung im Athenäum, November 1846, S. 1141: »She has been seen a hundred times milking the cows in the shape of a hare.«

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 31-32.
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