559.

[199] Desgleichen. Man nimmt ein Reis von einem Fruchtbaum und zwar so, daß man es herunterbiegt und von Abend gegen Morgen abschneidet. Dann dreht man sich um und schneidet das andere Ende gegen Abend schräg ab, nimmt darauf das Reis, drückt es kreuzweise über die Wunde, daß es mit Blut benetzt wird, nimmt dann einen leinenen Lappen und windet ihn um das Reis mit einem Faden, aber nicht zu fest gebunden, sonst heilt die Wunde zu schnell. Indem man den Stecken zuerst auf die Wunde drückt, spricht man leise:


»Ich ging morgens in einen Thau,

Da begegneten mir drei heilige Jungfrau'n,

Die eine heißt Blutwölfe,

Die andere heißt Blutstölfe,

Die dritte heißt Blutstehestill!

Im Namen« u.s.w.


Dies spricht man so langsam, daß man während der Zeit den Lappen fest macht.


Vgl. Grimm, Mythologie, S. 1196.

Quelle:
Adalbert Kuhn: Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen und einigen andern, besonders den angrenzenden Gegenden Norddeutschlands 1–2. Band 2, Leipzig 1859, S. 199.
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