Fünfter Auftritt.

[30] Faustibus kommet hinten heraus, und schleicht sich auf denen Zähen neben Kulican.


KULICAN.

Verziehe noch, mein Freund! doch still, sind wir allein?


Siehet recht stark den kommenden Faustibus an.


Ich sehe niemanden, die Sache ist nicht klein,

Die ich dir anvertrau: In wenig Augenblicken

Wird man mir Pumphia in meine Arme schicken.

Aus Falschheit trage ich ihr meine Krone an,

Und williget sie ein, so ists um sie gethan.[30]

Dann will ich ihr voll Schimpf den letzten Abschied geben,

Und bringt sie mich in Zorn, so kost es gar ihr Leben.

FAUSTIBUS welcher hart neben Kulican stehet, und ihn beständig in das Gesicht siehet.

Ich glaub, er merket mich, weil er so sachte spricht,

Ich steh doch zimlich nah, und dennoch hör ich nicht,

Was dieser Bösewicht aufs neu im Schild muß führen.

MORTONG zu Kulican.

Herr! halt die Sach geheim, sonst köntest du verlieren,

Der Frauen Witz ist groß.

KULICAN.

Wem sonsten, außer dir,

Ist mein Geheimnuß kund, und sonst ist niemand hier.

FAUSTIBUS.

Anjetzo ist es Zeit, den König her zu holen,

Ich eile wie der Blitz.


Stost Kulican, und Mortong auf die Seiten, und lauft ab. Diese aber stellen sich, ihn nicht gesehen zu haben.


KULICAN.

Ich habe auch befohlen,

Daß hier der Sigelvax bekomme seinen Lohn,

Er sterbe durch den Strang, für ihn ist kein Pardon.


Siehet auf die Festung.


Wie? ist das Thor entzwey? o Mord! ich bin betrogen.

Mortong sieh nach.

MORTONG.

Ja Herr!


Geht geschwind zu der Festung, kriecht bey dem Loch hinein, und gleich wieder heraus.


Der Vogel ist entflogen.

KULICAN.

Entflogen? gibt man so auf meine Feinde acht?

MORTONG.

Bey mir war er gescheid, das hat er gut gemacht –

Hilf, was da helfen kan, das Leben zu erkauffen,

Ist bey Gelegenheit, kein Fehler, zu entlauffen.[31]

KULICAN.

Stimmst du der Bosheit bey? gefällt dir seine Flucht?

MORTONG.

Der ist gewiß kein Narr, der seine Freiheit sucht.

KULICAN zieht den Säbel.

Der tartarische Blitz soll dich sogleich erschlagen.

MORTONG.

Halt, Herr! ich geh aufs neu, mein Blut für dich zu wagen.


Lauft ab.


KULICAN.

Geh, du hast hohe Zeit, schau, der verdammte Knecht,

Still, Pumphia tritt ein, sie kommt mir eben recht.


Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 30-32.
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