Achter Auftritt.

[33] À tempo.

Mortong kommt dem Kulican zu Hülf, getraut sich aber nicht in die Nähe.


MORTONG.

Ihr Mörder! haltet ein.

KULICAN hat sich hinter Pumphia verstecket, zittert an Händ, und Füssen.

Soldaten! schützet mich.

CYRUS UND FAUSTIBUS.

Du must des Todes seyn.

MORTONG.

Rebellen! wolt ihr mir nicht eure Säbel geben?

CYRUS UND FAUSTIBUS.

Nein, nun, und nimmermehr, viel lieber unser Leben.

MORTONG.

Ich sage, lasset aus

FAUSTIBUS zu Cyrus.

Herr! wir sind übermannt.

CYRUS.

Es geht Gewalt für Recht, das ist der Welt bekannt.

Es springt der härt'ste Stein nach vielen Hammer-schlägen,

Hier hast du meinen Stahl

FAUSTIBUS.

Auch meiner ist zugegen.


Cyrus, und Faustibus werfen die Säbel auf die Erden, und in dieser Scena hat keiner den anderen angerühret. Mortong hebt die 2. Säbel auf, Kulican aber, welcher beständig in Aengsten gestanden, da er siehet, daß seine Feinde entwafnet, nimmt er wieder seinen tyrannischen Caracteur an sich, und sagt zu Cyrus.


KULICAN.

Willkommen, saubrer Gast! willkommen, stolzer Feind!

Sag, Grausamer! hast du nicht meinen Tod vermeint?

Allein, das Blat hat sich nach meinem Wunsch verkehret,

Jetzt nehme ich dir das, was du von mir begehret.[34]

Dein Leben ist schon hin, jedoch zu deiner Schmach

Kommt erstlich Schimpf und Schand, dann folgt der Tod auch nach.

Mortong, getreuer Freund! das Glück will dir gelingen,

Die Festung schenk ich dir, laß sie nach Hause bringen.

MORTONG.

Ich danke tausendmal, Herr! bist du nicht mehr böß?

KULICAN.

Nein, folge künftighin, sonst setzt es Rippen-stöß.

Fort, bringt die Festung weg, last meinen Thron hertragen.


Mortong und die Soldaten tragen die Festung geschwind weg, und setzen einen Thron an ihren Platz.

Zu Faustibus.


Wer bist dann du? wann mir erlaubet ist zu fragen?

FAUSTIBUS.

Ich weiß nicht, wer ich bin,

KULICAN.

Du siehest schelmisch aus.

CYRUS ich bin vor Angst fast tod.

FAUSTIBUS ich wolt, ich wär zu Haus.

KULICAN zeigt auf den Säbel.

Du rede, oder ich.

PUMPHIA fällt ein.

Mein Herr! ich will es sagen,

Das ist ein grosser Held, der pflegte oft zu wagen

Sein Leben für mein Reich, der hat sein tapfres Schwerdt

Gar oft für mich gebraucht, ich halte ihn auch wehrt.

KULICAN.

Der? Ja!


Heimlich.


ich merke was aus beyden ihren Blicken:

Gedult! bald will ich ihn ins Reich der Todten schicken.

Verstellung steh mir bey,


Zu Pumphia.


nun komme liebster Schatz

Zu mir auf meinen Thron, und nehme bey mir Platz.


Zu Cyrus.[35]


Auf deinen Rücken will ich meinen Thron besteigen.

CYRUS.

Ja Barbar, meinst du so? ich zeige dir die Feigen.

KULICAN.

Soldaten reist ihn hin, ich will, es soll so seyn.


Die Soldaten werffen den Cyrum vor den Thron auf die Erden; Kulican will auf ihn steigen. Pumphia aber springt ihm vor, und setzt sich auf Cyrum.


PUMPHIA.

Ich sage, weicht zurück, das geh ich nimmer ein.

KULICAN hebt sie auf.

Ach! meiner Pumphia, der folge ich in allen,


Zu Cyrus.


Steh auf, du hast Pardon,


Die Soldaten heben den Cyrum auf.


PUMPHIA.

So kanst du mir gefallen.


Pumphia und Kulican setzen sich auf den Thron.


KULICAN.

Ihr tapfren Tartarn! seht, hier sitzet meine Braut,

Die mir der Himmel selbst zur Freude angetraut,

Die wird als Königin mit mir hinfüro leben,

Bezeiget eure Freud, last eure Stimm erheben.

PUMPHIA.

Ihr tapfren Perser! seht, hier sitzet Kulican,

Der Abfaum der Natur, der Wüttrich, der Tyrann,

Der Mörder unsers Volks, und Persiens Verderben,

Eh ich sein Weib will seyn, will ich viel lieber sterben.

KULICAN.

Prinzeßin! rasest du?

PUMPHIA.

Nein, nein ich rase nicht,

Ich weiß, Abscheuliger! was Zorn und Eyfer spricht.

Du Scheusaal der Natur, du Feind von meinem Herzen.

KULICAN.

Pflegt hier das Frauen-volk auf solche Art zu schertzen?

Dafür bedank ich mich, weist du auch wer ich bin?[36]

PUMPHIA.

Gar wol, verhaster Mensch! scher dich zum Hencker hin.

Verdammtes Affen-g'sicht! viel ehnder alle Plagen,

Und auch den ärgsten Tod will ich ganz gern ertragen.

KULICAN fält ein.

Jetzt geht die Sach zuweit, und die Gedult zerreist,

So daß mein Zorn und Grimm, dich von dem Throne schmeist.


Stöst die Pumphia vom Throne, daß sie nach aller Länge aufs Theater fält. Pumphia steht allein ohne ihr jemand zu helfen auf.


PUMPHIA.

Wie zärtlich sucht er doch mein Herz zu überwinden.

KULICAN welcher von Throne gestiegen, sagt ganz höflich zu Pumphia.

Du wirst mich jederzeit so ehrerbietig finden.

CYRUS heimlich.

Eh Tochter! mir komt vor, das sey ein grober Streich.

PUMPHIA.

Mein, mein, wie wunderlich, man nihmt die Sach nicht gleich

So übel, O da stekt was grosses noch verborgen,

Ich glaub, er schlägt mich gar, dann Vatter! steh in Sorgen.


Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 33-37.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Auerbach, Berthold

Schwarzwälder Dorfgeschichten. Band 5-8

Schwarzwälder Dorfgeschichten. Band 5-8

Die zentralen Themen des zwischen 1842 und 1861 entstandenen Erzählzyklus sind auf anschauliche Konstellationen zugespitze Konflikte in der idyllischen Harmonie des einfachen Landlebens. Auerbachs Dorfgeschichten sind schon bei Erscheinen ein großer Erfolg und finden zahlreiche Nachahmungen.

554 Seiten, 24.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon