Dreyzehender Auftritt.

[55] Arleckin als Lieder-singer, und Colombina als Lieder-singerin, stellen sich auf eine Bank, auf welcher ein Bild siehet, und singen folgendes Duetto:[55]


Duetto.


ARLECKIN.

Ihr Menschen-kinder! kommt herbey,

COLOMBINA.

Hört eine Sache, die ganz neu,

Und kürzlich ist geschehen.

ARLECKIN.

Ein Vatter war ein böser Mann.

COLOMBINA.

Ein Esel war der Bräutigam.

ARLECKIN UND COLOMBINA.

Hier sind sie auch zu sehen.

ARLECKIN.

Er zwang sein schön, und liebes Kind,

Den Esel anzunehmen,

COLOMBINA.

Allein die Tochter war nicht blind,

Sich dahin zu bequemen.

Sie hatte ihrem Arleckin

Die Treue schon geschworen.

ARLECKIN, COLOMBINA.

Nimm noch einmal mein Herze hin,

Du bist für mich geboren.


Nach dem Duetto


Erkennet Piro den Arleckin, und die Colombina. Arleckin, so solches merket, schlägt beyden das Bild auf die Köpf, und lauft mit seiner Colombina ins Haus ab. Pantalon, und Piro sind deswegen zornig, klopfen wieder an das Haus, sogleich eröfnet sich an der Seiten ein Galanterie-gewölb, Colombina kommt als Tyrollerin heraus-getanzet, und singt folgende


Aria.


Liebe Leutel schauts mi an,

Ob i enk gefallen kan?

Bin i nit ä gsteiftes Mädl?

So schön rund, als wie ä Rädl,

Kurze Füß, und dicke Wädl,

Fäst als wie ä schweine Brätl.[56]

Kaufts doch meine schöne Sachen,

I kans alle selber machen,

I gedenk ä selbst an mich,

Gelt mei Bue, ich war für dich.


Nach der Aria


Traget Colombina dem Piro, und Pantalon ihre Waaren an, diese aber wollen nichts kauffen, fragen, wo Colombina, und Arleckin seye? Colombina stellt sich von nichts zu wissen, und da ihr Piro nichtes abkauffen will, schenkt sie ihm ihren ganzen Gram, und lauft ins Haus wieder ab. Pantalon und Piro verwundern sich über die Freygebigkeit dieser Tyrollerin. Piro macht das Kästel auf, findet allerhand lustige Sachen. Pantalon wird wieder zornig, klopft abermal an das Haus, sogleich an der andern Seiten zeiget sich eine Kösten-brater- hüten, in welcher Colombina als Kösten-braterin beschäftiget ist, kommt zu ihnen heraus, und singt folgende


Aria.


Ihr Herrn kafts Kösten,

Sie seynd ja von Besten,

Sie seynd ja recht voll,

Geht, last euch doch rahten,

Sie seynd gut gebratten,

Ich kriegs aus Tyroll,

Sie seynd mein Treu rar,

Und seynd auch recht schwar.

Ihr Herrn kafts Kösten,

Sie seynd ja von Besten,

Sie seynd ja recht voll,

Ich kriegs aus Tyroll.[57]


Nach der Aria fängt Pantalon mit ihr an zu reden, ob sie den Arleckin und die Colombina nicht gesehen? Unter dieser Zeit stihlt Piro Kastanien aus der Pfanne. Colombina schmeichelt ihm, macht ihme mit Carressen im Gesicht schwarz, und lauft ab. Pantalon, so den Piro wegen seinen schwarzen Gesicht auslachet; dieser ärgert sich, beyde gehen, ob sie durch das Schlüssel-loch nichtes sehen könnten; hier werden sie durch einen kleinen Teufel geschoren, sogleich kommet Colombina als Petit-Maitre, und singet folgende Französische


Aria.


Colombine est plus charmante,

Que l'aurore naissante.

La Jeunesse brillante

N'eut jamais tant d'appas;

Quand sa bouche riante chante

L'on diroit que Colombine tente

Une seconde fois

Arranger quelque Amant

Sous les loix.


Nach der Aria ziehet sie dem Piro ein Frauen-kleid, welches ihr ein Laquay nachgetragen, an. Piro muß mit ihr tanzen, und da sie denselben unter den Tanzen genug geplaget, lauft sie wieder in das Haus ab. Pantalon tröstet den Piro, wollen mit Gewalt die Thür einsprengen; sogleich verwandelt sich das ganze Theater in eine herrliche Juden-sinagoge, etliche zwanzig Kinder als Juden, und Jüdinen machen die Juden-schule. Hier folget ein Ballet, alsdann die Copulation von Arleckin und Colombina. Nach derselben erkennen Pantalon und Piro den Arleckin und die Colombina. Pantalon[58] will sie beyde ermorden. Arleckin und Colombina verstecken sich hinter den Tisch, wo der Reby gestanden. Piro und Pantalon gehen ihnen nach; sogleich verwandelt sich der Tisch in eine lustige Maschine, in welcher sich Pantalon und Piro eingesperret. Nach der Zeit gibt Piro und Pantalon seine Einwilligung in die Heyraht des Arleckins und der Colombina. Arleckin läst sie aus ihrem Arrest heraus, und endiget sich diese Pantomime mit folgendem


Chorus.


Last uns tanzen, last uns singen,

Last den Paß, die Geige klingen,

Arleckin hat seine Braut.

Last uns unsre Stimm erheben.

Vivat, alle sollen leben,

Die uns heute zugeschaut!


Ende.[59]


Quelle:
Joseph Kurz: Prinzessin Pumphia. Wien 1883, S. 55-60.
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