14. Szene.

[114] Vorige. Klinkert. Frau Klinkert.


FRAU KLINKERT. Guten Abend, liebe Hasemann. Klinkert will mit Ihrem Manne ein Partiechen machen – natürlich nur um fünf Pfennige, höher leide ich's nicht. Wir können dabei ein bißchen plaudern – ist's Ihnen recht, oder stören wir?

ALBERTINE. Durchaus nicht, liebe Klinkert. Denken Sie sich, was mir eben passiert ist. Spricht unter heftigen Gestikulationen leise mit ihr.

KLINKERT. Na, Hasemann, wollen wir einen kleinen Sechsundsechzig machen? Vielleicht spielt Knorr 'ne Partie mit.

WILHELM. Nein, ich muß danken.

HASEMANN. Ich habe auch keine Lust, gib mir mal erst die zwanzig Pfennige von gestern.

FRAU KLINKERT erstaunt die Hände zusammenschlagend. Nein, ist es denn die Möglichkeit?!

ALBERTINE. Was sagen Sie dazu, liebe Klinkert?

FRAU KLINKERT. Ich bin starr, liebe Hasemann.[114]

WILHELM zu Emilie. Ich glaube, es ist die höchste Zeit daß wir gehen, sonst platzt bei mir auch was.

EMILIE. Pfui, du abscheulicher Mann, ich rede heute kein Wort mehr mit dir.

WILHELM. Na, na?

FRAU KLINKERT. Ich würde meinem Mann niemals erlauben, in einen Verein zu gehen.

ALBERTINE. Ich auch nicht, aber natürlich, wir sind unerfahrene Frauen, wir verstehen nicht, wie es in einer Ehe zugehen muß.

WILHELM. Daß Sie 'ne Nachtmütze sind, Klinkert, das ist bekannt; aber daß mein Schwiegervater sich auch erlauben lassen muß, wohin er gehen darf, das kann ich mir nicht denken.

EMILIE. Komm', Wilhelm, du wolltest ja gehen.

WILHELM. Nee, jetzt bleibe ich noch ein bißchen.

KLINKERT. Wer sagt, daß ich 'ne Nachtmütze bin?

WILHELM. Na, Ihre Frau.

FRAU KLINKERT. Herr Knorr, ich muß sehr bitten –

WILHELM. Wenn eine Frau sagen darf »ich erlaube meinem Mann nicht, auszugehen« – dann ist er eine Nachtmütze.

ALBERTINE. Es kommt darauf an, wohin der Mann geht.

FRAU KLINKERT. Richtig.

HASEMANN. Was ist denn das für ein Verein, von dem immer die Rede ist?

WILHELM. Schwiegervater, Sie werden mir doch nichts Unanständiges zumuten? Ein Gesangverein, in dem man mit guten Freunden zusammenkommt, Lieder singt und sich gemütlich unterhält.

HASEMANN. Nee, das finde ich nicht unanständig.

KLINKERT. Ich auch nicht, ich finde es sogar sehr nett.

WILHELM zu Klinkert. Na, dann kommen Sie mit.

FRAU KLINKERT. Untersteh' dich!

WILHELM lacht. Hahaha!


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 114-115.
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