1. Szene.

[124] Emilie im Hauskleid, mit Schürze und Schlüsselbund. Bartsch. Lohmann. Fritz. Schlossergesellen im Arbeitsanzug.


EMILIE. Meine Herren, ich danke Ihnen für Ihre Gratulation; es freut mich, daß Sie meinen Geburtstag nicht vergessen haben.

LOHMANN. Sie werden uns doch nicht für so ungalant halten?

BARTSCH. Wie können die Frau Meisterin nur glauben, daß wir Ihren Geburtstag vergessen werden. Der Meister hat es zu der Jette gesagt, die Jette hat es dem Fritz gesagt, und der Fritz hat es in der Werkstatt erzählt – erst gestern Abend. So was vergißt man nicht!

EMILIE. Wenn Sie erlauben, schicke ich nach Feierabend ein Fäßchen Bier in die Werkstatt 'runter, damit Sie auf meine Gesundheit trinken.

BARTSCH. O, warum sollen wir das nicht erlauben?

LOHMANN. Sie werden uns doch nicht für so ungalant halten?

BARTSCH. Wenn es Ihnen egal ist, dann würde ich Ihnen Stresow'n empfehlen – der hat Patzenhofer Bier, und das trinken wir am liebsten.

EMILIE. Ich werde gewiß für Patzenhofer sorgen.

BARTSCH. Den Kümmel dazu können wir uns dann ja selber besorgen.[124]

EMILIE lächelnd. Ich hoffe, Sie werden an meinem Ehrentage auch den Kümmel von mir annehmen.

BARTSCH zu den andern. Allerdings, da es der Meistern ihr Ehrentag ist – –

DIE GESELLEN. Ja, ja!

LOHMANN. Sie werden uns doch nicht für so ungalant halten?

EMILIE. Ich danke Ihnen nochmals, meine Herren, und will Sie nun auch nicht länger von der Arbeit aufhalten.

BARTSCH. Sie sind sehr freundlich. Also, Kinder, empfehlen wir uns.

ALLE drängen sich um Emilie.

FRITZ für sich. Ach, die Meister'n ist doch eine zu schöne Frau! Wenn ich wüßte, daß mir der Meister nich haut, dann würde ich es ihr 'mal sagen, daß ich in sie verliebt bin. Geht ebenfalls zu Emilie und reicht ihr die Hand.


Alle ab.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 124-125.
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