17. Szene.

[174] Rosa. Körner.

Kleine Pause. Rosa hat die linke, Körner die rechte Seite der Bühne. Rosa senkt verlegen die Augen zu Boden, Körner unterdrückt gewaltsam seine Aufregung und betrachtet Rosa nur von der Seite.


ROSA langsam und schmerzlich bewegt. Du willst mir erlauben,[174] noch einmal mit dir zu sprechen. Das ist großmütig von dir, ich erkenne es an und danke dir. Du wirst wohl nicht fürchten, daß ich im Sinne haben könnte, deinen Entschluß wankend zu machen – o nein! ich habe resigniert und begreifen gelernt, daß es dir unmöglich sein mag, ferner mit einer Frau zu leben, welche deine Hoffnungen so sehr getäuscht hat. Wenn ich dir in dieser Abschiedsstunde sage, daß du vielleicht nicht ganz recht daran getan hast, wenn du mich als deine Frau so ganz mir selbst überließest, mir nur stets ein nachsichtiger Freund und nie ein Führer warst, dessen Mahnung ich gewiß gerne gefolgt wäre, – wenn ich dir das jetzt sage, so geschieht es nicht, um dich milder gegen mich zu stimmen, sondern nur, um mir eine Bitte zu erleichtern. Wahre wenigstens den Schein vor der Welt. Fliehe, oder schicke mich in die Ferne. Du darfst sicher sein, da, wenn dich auch meine Gedanken suchen, mein Anblick und meine Worte dich nie belästigen werden. Ich bitte auch nicht für mich, ich bitte für dein Kind. Erhalte ihm die Reinheit des heiligsten Gefühls: die Achtung vor seinen Eltern. – Du antwortest mir nicht? Du bist auch heute stumm für mich? O, ich muß schwer gesündigt haben, daß ich so hart geprüft werde. Sinkt weinend in einen Sessel.

KÖRNER welcher während dieser Szene kaum seine Erregung bemeistern konnte, tritt hinter den Stuhl, auf welchem Rosa sitzt, und spricht leise, mit zitternder Stimme. Rosa, ist es denn wirklich war, daß du mich ein wenig lieb hast?

ROSA wendet, unter Tränen lächelnd, ihr Gesicht zu Körner, sieht ihn zweifelnd an und ruft dann, mit einem Freudenschrei ihre Arme um Körners Hals schlingend, aus. Hermann! mein geliebter Mann.

KÖRNER. Mein Weib!


Kleine Pause.


ROSA. Du glaubst mir?

KÖRNER. Ich glaube dir und liebe dich. Umarmt Rosa.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 174-175.
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