3. Szene.

[39] Minna. Krümel durch die Mitte.


KRÜMEL Unteroffizier, mit derbem Ton. Guten Morgen, Minna.

MINNA sich umwendend. Nu sieh Einer, mein Krümel! Wissen Sie, daß ich mich beinahe erschreckt habe? Wie können Sie denn so ungeklopft eintreten?!

KRÜMEL. Ich weiß ja, daß um diese Zeit noch keiner von die Langschläfers auf die Beine ist.

MINNA. Wie kommen Sie überhaupt zu dieser sonderbaren Stunde hierher?

KRÜMEL. Wieso sonderbare Stunde? Es ist ja neun Uhr.

MINNA. Ja, aber morgens und nicht abends.

KRÜMEL. Richtig, ich werde aber heute Abend auch kommen. Wenn es Ihnen paßt, wollen wir außerhalb ein warmes Souper essen.

MINNA. Herrje, Krümel, Sie wollen mich traktieren?

KRÜMEL. Gewissermaßen – ja. Der eine Koch aus die neue Restauration hat in meine Kompagnie gedient und mir deshalb zu einem warmen Gänsebraten mit Bier eingeladen. Sie gehen doch mit?

MINNA. Wenn ich Urlaub kriege, ja.

KRÜMEL. Schön, punkte neun bin ich da. Grüßt militärisch. Guten Morgen, Minna. Macht Kehrt und will abmarschieren.

MINNA. Ganze Kompagnie halt, kehrt!

KRÜMEL führt das Kommando aus.

MINNA. Sagen Sie, Herr Krümel, müssen Sie denn immer den Unteroffizier rausbeißen? Können Sie sich bei mir nicht etwas zivilierter benehmen?

KRÜMEL. Wie meinen Sie das?

MINNA. Ich meine, wenn man eine so schöne Braut hat, dann erlaubt man sich auch einen Kuß an ihr.

KRÜMEL. Allerdings, aber die sonderbare Stunde –

MINNA. Wieso sonderbare Stunde? Es ist ja neun Uhr.

KRÜMEL. Ja, aber morgens, nicht abends.[39]

MINNA. Ach was, das ist ganz egal; die Zärtlichkeit bindet sich an keine Stunde.

KRÜMEL. Dann bin ich so frei. Küßt sie. Adieu, Minna.


Marschiert durch die Mitte ab.


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 39-40.
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