12. Szene.

[85] Vorige. Clara.


CLARA von rechts, freudig. Ich habe gelesen, ich weiß jetzt alles. O, Rudolf, dir verdanke ich die Rettung meines Bruders. Eilt zu Rudolf.

EMMA. So bitte ihn, daß er sich auch deines Vaters erbarmt.

CLARA. Rudolf, du weißt? Du hast ihn gesehen? Wo ist mein Vater?

MEHLMEYER. Er hat ihn in die Werkstatt geschickt; aber ich glaube nicht, daß der alte Papa da lange aushalten wird.

CLARA angstvoll. Was heißt das?

RUDOLF. Clara, erinnerst du dich der Stunde, wo ich dich zum Weib begehrte?

CLARA. An diese Stunde denkst du jetzt?

RUDOLF. Ich werde sie nie vergessen. Clara, nimm, was du willst, alles, was ich habe, gib es ihm – aber,[85] dein Vater und ich können nicht unter einem Dache hausen. Ich hab's geschworen.

CLARA. In überwallendem Zorn. Dein Herz wußte nicht, was dein Mund sprach.

RUDOLF. Laß mich! Und läge dieser Schwur auch wie ein Fluch mein Leben lang auf meiner Brust – eher will ich diesen Alp ertragen, als vor mir selbst zum Lügner werden.

CLARA die Hände ringend. O, über diesen Starrsinn!


Quelle:
Adolph L’Arronge: Gesamt-Ausgabe der dramatischen Werke. Berlin 1908, S. 85-86.
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