[22] Vorige. Leopold.
LEOPOLD aus der ersten Tür links, mit Hut und Spazierstöckchen, sehr elegant und modern gekleidet. Guten Morgen.
MINNA schreit auf. Ach!
WILHELM läuft rasch in die Werkstatt ab.
LEOPOLD lächelnd. Ich habe Sie wohl gestört, Minna?
MINNA verschämt. Ach, junger Herr, wie können Sie nur so was denken! Der Willem is ja noch ein Kind. Er hatte mir bloß etwas besorgt, und da –
LEOPOLD. Da haben Sie ihm Ihren Dank abgestattet – ich finde das ganz in der Ordnung. Mit dem Anziehen der Handschuhe beschäftigt. Der Handschuh geht wieder nicht zu. – Haben sie vielleicht eine Haarnadel, liebe Minna?
MINNA. Ja wohl, junger Herr. Zieht eine Nadel aus ihrem Haar. Erlauben Sie? Bemüht sich, Leopold's Handschuh zuzuknöpfen.
LEOPOLD währenddessen. Wilhelm hatte wohl ein Briefchen an Ihren Bräutigam besorgt?
MINNA. O, nicht doch. Wie sollte ein armes Dienstmädchen zu so etwas kommen!
LEOPOLD. Nun, ich dächte, das käme doch zuweilen vor?
MINNA. Na ja, es macht sich vielleicht – einen Schatz habe ich auch schon.
LEOPOLD. Ach so! Wer ist denn das?
MINNA. Er dient auch.
LEOPOLD. Wo denn?
MINNA. In der Kaiser-Franz-Kaserne. So, jetzt ist er zu.
LEOPOLD Minna ans Kinn fassend. Ich danke Ihnen. Er küßt sie.