Sechster Auftritt

[127] Kurfürst Richard tritt auf mit Graf Solms, von einer Abteilung Lanzknechte gefolgt. Der Kurfürst ist ganz gepanzert; in der Hand das bloße Schwert, den Helm auf dem Haupt; über der Rüstung das erzbischöfliche Pallium.


RICHARD.

Ich sag Euch, Solms, umgeben bin ich von Verrätern;

An meiner eignen Tafel sitzen sie!


Er gewahrt den Bürgerhaufen und schreitet auf sie zu, die ihrerseits bei seiner Annäherung scheu, aber murrend zurückweichen.


Was macht ihr hier? Warum nicht auf die Mauer?

Ist's Zeit zum Feiern jetzt? Die breiten Mäuler

Zusamm'nzustecken? Wollt ihr schleunigst fort!


Murren.


MEHRERE STIMMEN.

Die Stadt ist nicht zu halten mehr.

RICHARD.

Wer murrt?

VIERTER BÜRGER vortretend.

Gestrenger Herr! Nutzlos geht unser Hab

Und Gut in Flammen auf. Wir denken, wenn

Euer Kurfürstlich Gnaden mit den Rittern

Zum Tor hinaus tät' ziehn, die Schlacht zu bieten,

So schützte das vor gänzlicher Vernichtung[127]

Euer Hochwürden treue Stadt. Der Sieg bleibt schwerlich

Euern gebenedeiten Waffen aus!

ALLE.

Jawohl! Zur Stadt hinaus!

RICHARD.

Verräter ihr!

Ein Strafgericht will unter euch ich halten,

Das euch die meuterische Lust benehmen soll.


Quelle:
Ferdinand Lassalle: Franz von Sickingen. Stuttgart 1974, S. 127-128.
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Franz von Sickingen; a tragedy in five acts (1910)
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