[198] Schiller. Koch. Die Vorigen.
KOCH. Gräfliche Gnaden haben uns herkommandiert.
GRÄFIN. Ist nicht mehr nötig!
HERZOG. Bleibt – Sich nach rechts umsehend. Ah, Laura, mein Kind!
LAURA zu ihm eilend und ihm die Hand küssend. Bonsoir. Onkel Durchlaucht!
HERZOG ihr die Wangen streichelnd. Was treibst du denn?
LAURA. Wir spielen Komödie, Onkel Durchlaucht, aber die beiden da und besonders der Koch können ihre Rollen noch nicht, bitte, jag sie fort, daß sie zum Lernen kommen.
HERZOG. Ich will nicht hoffen. – Schiller und Koch, avanciert, vorwärts, marsch! Schiller und Koch marschieren vor. Halt! Front! Ihr könnt eure Rollen nicht?
KOCH. Wenn wir alles so gut könnten, Durchlaucht, so wären wir schon lange nicht mehr in Stuttgart.[198]
HERZOG. Ist Er wieder unverschämt?
KOCH. Es wäre unverschämt von uns, herzoglicher Regimentsfeldscher und Eleve der Karlsakademie absolut bleiben zu wollen, wenn wir Anlage hätten, Papst und Kaiser zu werden.
HERZOG. Der Regimentsmedikus Schiller hat zum Beispiel eine ausgesprochene Anlage, Tierarzt zu werden. Er macht Pferdekuren mit meinen Grenadieren.
KOCH. Und da sie gelingen, Durchlaucht, so ist hieraus zu schließen –
HERZOG. Will Er still sein, vorlauter Mensch – der Zopf sitzt Ihm ohnedies wieder schief!
KOCH. Daran ist der Zopf schuld, Durchlaucht!
HERZOG. Geb Er Antwort, Schiller, ist es wahr, was ich heute gehört, daß Er vorige Woche dem Flügelmann ein ganzes Lot Ipekakuanha zu verschlucken gegeben hat? Der Mensch soll sich wie ein Wurm gekrümmt haben.
SCHILLER. War aber tags darauf vollkommen hergestellt.
HERZOG. Ihn hat auch Gott in seinem Zorne zum Doktor gemacht.
SCHILLER. Ew. Durchlaucht haben mich dazu gemacht.
KOCH leise. Bravo!
SCHILLER. So bin ich in der bevorstehenden Tragödie zum Darsteller des Clavigo bestimmt worden, und ich bitte Ew. Durchlaucht, mich diese Rolle mit einer andern vertauschen zu lassen, da sie meinem Wesen ganz und gar nicht zusagt.
HERZOG. Warum nicht gar! Er will alle Augenblicke ein apartes Wesen haben, ich kenne das!
LAURA leise. Onkel Durchlaucht, er spielt die Rolle aber wirklich gefährlich!
HERZOG. Hat Er nicht vor vier Jahren die Rolle schon einmal gespielt als Eleve?
SCHILLER. Ja.
KOCH. Aber schlecht.
HERZOG. Na, Er wird doch was gelernt haben in den vier Jahren!
SCHILLER. Aber meine Natur, die sich für diesen schwankenden Charakter nicht eignet, hat sich nicht geändert.[199]
HERZOG. Laß Er mich aus mit diesem Sich-eignen und Sich-nicht-eignen! Er weiß, ich kann das nicht leiden. Eine richtige Erziehung kann alles aus einem Menschen machen. Er will gewiß – ich weiß, daß Er gar zu gerne obenhinaus und nirgend an möchte – Er will gewiß den Mosje Beaumarchais spielen, he?
SCHILLER. Zu Befehl, Durchlaucht.
HERZOG. Dacht' ich's doch. Er weiß, daß ich diesen naseweisen Figaroverfasser, welchem man in Paris viel zuviel Spielraum gestattet, nicht ausstehen kann. Punktum! Er spielt den Clavigo! Adieu! Rechtsum kehrt! Vorwärts marsch! Schiller und Koch links ab. Rieger, weiter im Rapport! Einer meiner Leute, ein junger Mann, habe in bürgerlicher Tracht den Schubart besucht, wer ist das gewesen?
RIEGER. Durchlaucht, es war eben Will auf Schiller weisen. In diesem Augenblicke Geräusch hinten, unten.
HERZOG. Was ist das für ein Lärm im Hofe? Unsre Gäste überraschen uns doch nicht? – Nachsehn, Bleistift!
BLEISTIFT. Service, Sire! Ab.
HERZOG. Warum stockt Er, Rieger –?
GENERALIN. Weil er sich wieder aufs Anschwärzen eingelassen, ohne was Rechts zu wissen.
HERZOG. Bäbele, menge dich nicht in Staatsgeschäfte.
GENERALIN. Ja, Staatsgeschäfte! Klatschereien sind's. Rieger kennt den jungen Mann gar nicht genau und möchte zehn Unschuldige einsperren lassen, um den einzigen auszufinden, der auch am Ende nichts verbrochen hat. Wie mancher junge Stuttgarter kam hinauf, als ich noch mit der Laura oben wohnte, um des Schubart Klavierspiel zu hören, wenn er dem Kinde Unterricht gab.
LAURA. Jawohl!
HAUPTMANN. Die Mitteilung, welche ich für Durchlaucht vorbereitet, betrifft einen ganzen Kreis der aufsätzigen jungen Stuttgarter, und ich bin außer Zweifel, daß jener nicht genügend erkannte junge Mann ein Teilnehmer des Komplottes ist, welches ich zu enthüllen imstande bin.
HERZOG. Was, ein Komplott!
GENERALIN. Nun fängt der an!
GRÄFIN. Unvermeidlich![200]
LAURA. O weh, Spiegelberg!
HAUPTMANN. Dies ist der mildeste Ausdruck dafür. Wohl wissend, daß Ew. Durchlaucht von allen Staatsangelegenheiten die Erziehung besonders am Herzen liegt und unter den Erziehungsanstalten namentlich die hohe Karlsakademie, diese gründliche und glänzende, so manche berühmte Universität überstrahlende Schöpfung Ew. Durchlaucht, wohl wissend, daß einige Hundert junge Leute nie genug wachsame Augen finden können, hab' ich seit längerer Zeit all meine Attention auf diese Anstalt gerichtet.
HERZOG. Kurz! In meiner Karlsschule soll ein Komplott sein? Rasch heraus!
HAUPTMANN. Der Aufseher, Leutnant Nieß, Durchlaucht, fängt an etwas stumpf zu werden. Aber er ist vom besten Willen; er folgt genau meinen Ratschlägen, welche auf einzelne Bemerkungen hin erteilt wurden, und so haben wir denn in vergangener Nacht folgendes mit allen Nebenumständen entdeckt.
HERZOG. Rasch! Kurz!
HAUPTMANN. Abends, wenn alle Eleven in den Schlafsälen zu Bett sein sollen, schleichen sich aus der obersten Klasse fünf bis sechs durch die Korridore nach dem abgelegenen östlichen Flügel des Hauses, wo der kleine Examiniersaal gelegen ist.
LAURA leise. Armer Spiegelberg!
HAUPTMANN. Zu diesem haben sie sich Nachschlüssel verschafft; dort versammeln sie sich jeden Abend, und dorthin kommen von der Stadt aus junge Leute, welche offenbar mit der Ortsgelegenheit sehr vertraut sind und wahrscheinlich durch das Zwingerpförtchen einpassieren –
HERZOG. Und was machen sie da? Sie zechen?
HAUPTMANN. Nicht bloß, Durchlaucht, daß sie zechen und Tabak rauchen –
HERZOG. Rauchen im Examiniersaale?!
HAUPTMANN. Das ist nur äußerlicher Exzeß, wobei sie übrigens ein neumodisches berauschendes Getränk brauen, welches den barocken Namen »Punsch« führt und wie Opium wirken soll. Das ist alles nur äußerlich; sie haben offenbar einen Bund und Orden nach Art der Tempelherrn in Paris, über welche neulich im Redeaktus ein so interessanter Vortrag gehalten wurde. Sie nennen diesen Orden die Bande. Jeder hat seinen aparten Ordensnamen,[201] und auf dem Tische liegen geheime Schriften, wel che sie beschworen haben. Das hauptsächlichste dieser Bücher, welches einer meiner Späher erblickt, aber leider noch nicht ergriffen hat, soll einen greulichen Löwen auf dem Titel und um den Löwen herum die Inschrift tragen: Zerreißt die Tyrannen!
GENERALIN beiseit. Ach mein Gott!
GRÄFIN desgl.. Unglückliche Menschen!
HERZOG. Weiter!
HAUPTMANN. Von ihren Plänen weiß ich mit ziemlicher Gewißheit nur folgendes: Sie wollen ausbrechen in hellen Haufen und sich in den Schwarzwald, welchen sie ungeographisch Böhmerwald nennen, hinaufwerfen, und dann –
HERZOG. Meine Schüler verstehen mehr Geographie als Er! – Und dann?
HAUPTMANN. Das ist mir noch dunkel. Das Endziel aber soll sein, alle rüstigen Männer Schwabens hinwegzuführen aus dem Lande und über das Meer, und auf einer Insel der Südsee ein Reich zu gründen, unter neuen, natürlich verbrecherischen Grundsätzen.
Pause.
HERZOG. Ist Er fertig?
HAUPTMANN. Bis auf die Namen, ja!
BLEISTIFT eintretend. Sire, es ist la Meute, die Herren Hunde und Hundejungen, die nach der Treiberlinie hinauf ihr Avancement beginnen.
HERZOG. Was? Jetzt zur Nacht?
BLEISTIFT. Der Hundemaitre sagt, die Tage wären zu warm für die Nasen der Herren Hunde, und er müßte seine Künstler schonen.
HERZOG. Das ist ganz gescheit, aber er soll sie auch zweckmäßig verteilen – Aufstehend. Wartet hier! Kein Mensch verläßt das Zimmer! Ab.
BLEISTIFT folgt ihm – draußen wieder Trommelwirbel.
Pause.
GRÄFIN nach links hinübergehend. Ich finde es unverzeihlich von Ihnen, aus einem Schülerspaße solch eine ungetüme Anklage zu machen, was haben Ihnen denn die jungen Leute getan?
GENERALIN UND LAURA. Jawohl.[202]
HAUPTMANN. Was sie mir getan? Erlauchte Gräfin, in den Angelegenheiten meines Gebieters bin ich gar keine Person, welcher man was tun oder nicht tun könnte. Ich versehe ohne Arrièrepensée meinen Dienst. Je mehr ich Serenissimo dienen kann, desto dienlicher bin ich ihm, desto verdienter mach' ich mich. Dies ist ja meine Stellung und der Ehrgeiz meiner Stellung.
GENERALIN. Klatschereien anzuzetteln!
GRÄFIN. Ein tüchtiger Mann dient seinem Gebieter am unliebsten auf Kosten anderer!
HAUPTMANN. Und was die gnädigste Frau Gräfin einen Schülerspaß nennen, das kann ja leichtlich viel mehr sein. Im Interesse meines Gebieters muß ich ja immer das Schlimmste und Ärgste voraussetzen.
GRÄFIN. Das sollen Sie eben nicht tun. Das tun die Schranzen, welche alles wichtig machen, um sich wichtig zu machen.
RIEGER. Ein treuer Knecht fragt nicht warum und nicht wozu!
GENERALIN. Na, fang du auch noch an!
HAUPTMANN. Ich bin bestürzt über die Ungnade der erlauchten Frau, aber ich kenne mir gar kein anderes point de vue für solche Verhältnisse. Diese jungen Leute, zum Teil bürgerlicher Herkunft, sind ja ungemein bedenklich für uns Edelleute, die wir nicht mit Grundeigentum und Grundmacht des hohen Adels ausgestattet, sondern allein vom Dienst und Einfluß bei Hofe abhängig sind. Diese jungen Leute werden mit Kenntnissen angefüllt, welche Prätensions erzeugen. Was von diesen Prätensions erfüllt werden soll, das kann ja nur erfüllt werden auf unsere Kosten. Unter diesen jungen Leuten wachsen sogenannte Genies auf, welche gar keinen Unterschied unter den Ständen einräumen, es fehlt nur noch, daß man ihnen glaubt oder daß man sie gewähren läßt in ihren tollen Streichen, dann müßten wir uns am Ende an einem schönen Morgen fragen: Wozu sind wir denn auf der Welt?
Trommelwirbel.
GENERALIN. Das wär' auch eine ganz vernünftige Frage.
HERZOG zurückkommend mit dem ihm folgenden Bleistift. Die Frauen weichen alle drei auf die rechte Seite in den Vordergrund.
GRÄFIN. Laßt uns zusammenhalten, um ein Unglück abzuwenden.
[203] GENERALIN. Jawohl!
LAURA. Jawohl! Ich weiß ein Mittel durch den Nette!
HERZOG nach einer Pause und nachdem er alle angesehen, zum Hauptmann. Was weiß Er für Namen von Seiner sogenannten Bande?
HAUPTMANN. Von den Eleven ist dabei: der adlige Scharpstein und von Hover, der bürgerliche Peters und Pfeiffer und als Rädelsführer der bürgerliche Anton Koch.
GENERALIN leise. Der Schlingel!
LAURA desgl.. Richtig!
HAUPTMANN. Der Haupträdelsführer aus der Stadt aber ist der bürgerliche Regimentsmedikus Schiller.
HERZOG. Das sieht ihm ähnlich!
HAUPTMANN. Welchem ein bürgerlicher Musiker Streicher als Galopin dienen, und sogar ein bürgerlicher Leutnant Kapf anhängen soll, wie er denn überhaupt in der Bürgerklasse als ein verwegnes Genie betrachtet wird. Ich habe in betracht seiner weitere Nachforschungen vorbereitet, welche die bedenklichsten Machinationen und heimlichen Verkehr mit dem Auslande betreffen. Hierauf bezieht sich mein vorhin erwähnter Kurier. Soviel ist bereits erwiesen, daß er kürzlich ohne Urlaub nach Mannheim gereist ist.
HERZOG. Wo hat er denn's Geld her?
HAUPTMANN. Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß er anonym gefährliche Schriften drucken läßt und damit Geld erwirbt. Er soll eine epouvantable Tragödie, in welcher lauter Spitzbuben agieren, abgefaßt haben –
GRÄFIN. O Gott!
GENERALIN. Der Arme!
HERZOG. Warum nicht gar! Dumm ist der Schiller nicht.
HAUPTMANN. Sogar ein Hundejunge von der herzoglichen Livree –
BLEISTIFT erschreckt, halblaut. Comment!
HAUPTMANN. Soll der Verschwörung als Spion und Laufbursche behilflich sein, ein Zeichen, wie weit die Fäden sich schon erstrecken!
GENERALIN. Bis in den Hundestall!
LAURA macht Bleistift Pantomime, als beträfe ihn etwas.
BLEISTIFT laut. Demosell schestikulieren –!
HAUPTMANN. Nach neun Uhr pflegen sie zusammenzukommen.[204]
HERZOG. Fertig?
HAUPTMANN. Zu Befehl, Durchlaucht!
HERZOG. Rieger! Nach neun nehm Er sich drei Mann von der Schloßwache, und rück Er in das Quartier des Schiller, Hauptstätter Gasse neben dem Glockengießer, durchsuch Er das Zimmer, und nehm Er alle verdächtigen Papiere und Gegenstände an sich.
RIEGER. Zu Befehl, Durchlaucht.
GENERALIN leise. Weh uns!
HERZOG. Sergeant Bleistift. Eine Viertelstunde vor neun Uhr vier Mann mit einem Junker aufstellen drüben an der Galerie, die aus dem Schlosse in die Karlsakademie führt, und auf mich warten!
BLEISTIFT. Service, Sire! Laura macht ihm Pantomime, als wollte sie dabei sein.
HERZOG. Die Tür, welche aus dem Examiniersaale in meine Loge hinaufführt, ist doch vom Saale aus zu öffnen?
HAUPTMANN. Ja, sie hat einen Druckschlüssel im Saale.
HERZOG. Dann brauchen wir nicht den großen Umweg zu machen.
BLEISTIFT. Sire, die Demosell Laura macht mir Avancen.
HERZOG. Halt's Maul!
BLEISTIFT. Bon!
HERZOG. Und ihr Frauenzimmer, laßt hierbei eure Spielereien, bis ich auf dem Reinen bin, wieviel Ernsthaftes an der Sache ist. Ich weiß, ihr seid immer auf seinen der Angeklagten, besonders wenn sie Verse machen.
GRÄFIN. Schiller ist ein großes Talent.
LAURA. Und der Koch auch!
HERZOG. Wird sich zeigen. Daß er Spitzbubenstücke macht, will ich auch noch nicht glauben. Generalin bekräftigt dies durch Pantomimen. Aber ein überspannter Kopf ist er allerdings. Also ruhig von eurer Seite und nach außen nicht geschwatzt, bis ich genau unterrichtet bin. Versteht ihr mich? Ich sehe die Sache ernsthaft an, und ihr wißt, was das sagen will. Damit es euch leichter werde bis um neun Uhr, folgt mir sogleich zum Souper. Sie besonders Zu Laura. lustige Person! Ich weiß ganz wohl, daß[205] Sie vorzugsweise das Vertrauen dieser Herren Poeten genießt. Also zu Tisch. Er geht; doch wendet er sich sogleich. Hauptmann! Nach hinten ab.
HAUPTMANN hat sich auf den Zuruf verbeugt und folgt ihm, Bleistift ebenfalls. Sobald der Herzog in die Tür tritt, hinten Trommeln. Diener mit Lichtern stürzen herbei und gehen voraus rechts zwischen der Wand mit Glastür und der Hinterwand des Zimmers.
HERZOG in der Tür sich nochmals umsehend. Bleistift, Arrieregarde bilden!
BLEISTIFT. Service, Sire! Marschiert zurück und stellt sich links im Vordergrunde auf.
GRÄFIN zu Laura. Weißt du was?
GENERALIN. Laura, du mußt helfen!
LAURA. Freilich! Aber ich kann nur mit Bleistifts Hilfe.
GRÄFIN. Der lauert schon! Fort! Der Herzog darf uns nicht vermissen – – An Bleistift vorn vorübergehend. Er dient dem Herzoge hierbei, wenn Er uns dient.
BLEISTIFT. Comment!
GRÄFIN winkt Rieger, er geht neben ihr ab, rechts im Vorzimmer sich wendend und dem Herzoge folgend.
GENERALIN an Bleistift vorübergehend. Ehrlicher Bauerssohn, daß Er uns die bürgerlichen Jungen nicht in die Patsche bringt, das rat' ich Ihm! Der Laura folgen in allen Stücken, sonst nimmt's für Ihn ein schlechtes Ende! – Ab, ebendahin.
BLEISTIFT. Quoi –?
LAURA ebenso. Bleistift, ich bin heut abend Sein Junker, versteht Er?
BLEISTIFT. Non!
LAURA. Weiß Er, wer der kleine Hundejunge ist, der zum Komplott gehört? – Der kleine Christoph ist's, Sein eigner Sohn!
Klingel. Laura geht. Während der Vorhang fällt, spricht:
BLEISTIFT. Kreuz Millionen Heidekuckuck!
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