Dritte Szene.


[262] Herzog, dann Gräfin.


HERZOG geht an die erste Tür links und öffnet sie. Franziska! – Ruft Eure Herrin! Ich lasse sie bitten – Geht nach rechts in den Vordergrund und stützt sich auf die Lehne eines Sessels.

GRÄFIN eintretend. Du hast befohlen –

HERZOG in Gedanken und sie nicht ansehend. Willst du der Jagd zusehen –?

GRÄFIN. Du weißt, daß ich dieses grausame Töten in Masse nicht gern vor Augen habe –

HERZOG einen halben Blick auf sie werfend. Es wird rasch vorüber sein. Halte dich also jedenfalls bereit mit Anbruch des Abends hinauszufahren zum Feuerwerk, dann zum Souper und Balle – ich werde dich selbst abholen.

GRÄFIN. Könnte ich diesmal nicht wegbleiben?

HERZOG. Nein – und warum willst du das?

GRÄFIN. Ich fühle mich gar nicht gestimmt zu Festlichkeiten.

HERZOG. Wenn du eine Fürstin sein willst, mußt du deine Stimmung unterordnen können.

GRÄFIN seufzt.

HERZOG. Und besonders diesen Fremden gegenüber darf nichts unterbleiben, was deine Stellung neben mir in Zweifel lassen könnte. Ich kann dich nicht ebenbürtig machen, aber ich kann zeigen, daß du gesetzlich die Gattin meiner Wahl bist, und daß ich Respekt verlange für mein Gesetz und meine Wahl. Pause. Mit tieferer Stimme. Hast du das Buch von Schiller gelesen –?

GRÄFIN. Ja.

HERZOG. Ganz?

GRÄFIN. Gauz.

HERZOG. So rasch?

GRÄFIN. Es fesselt wie mit glühenden Ketten.

HERZOG. Wie mit glühenden Ketten, die den Gefangenen bis aufs Mark verbrennen – was sagst du zu dem Buche?

GRÄFIN. Mir stürmt und tobt es durch Haupt und Adern – mein Verstand hat noch kein Urteil darüber.

HERZOG. Kein Urteil?[263]

GRÄFIN. Ich bin auch parteiisch befangen – noch gestern war ich schwach genug, mich auf Versen dieses Dichters zu wiegen, welche ich an mich gerichtet glaubte.

HERZOG. Du bist – aufrichtig.

GRÄFIN. Das bin ich.

HERZOG. Kennst also auch die andern Verse? Das »Magazin« hervorziehend.

GRÄFIN. Ich kenne sie.

HERZOG. Kennst den Abgrund, für welchen sie die Brücke gebildet?

GRÄFIN. Nein.

HERZOG. Solch ein Räuberpoet ist nicht blöde. Wieder übergehend zu tieferem Stimmentone. Wie lautet dein Urteil über das Buch?

GRÄFIN. Ich wag' es nicht, eins zu fällen!

HERZOG. Du wagst es nicht? Du findest das Buch nicht – entsetzlich?

GRÄFIN. Entsetzlich – ja.

HERZOG. Nun also! Pause – halblaut. Was ist mir alles begegnet, seit ich das Land regiere, was hab' ich zu leiden, zu kämpfen, zu zürnen, zu strafen gehabt mit dieser Landschaft, und nichts, nichts hat mich so furchtbar betroffen als dieses Buch. – Gleichsam in meinem Schoße ist es entstanden, ein Hohn meines ganzen Lebens; – – – – Halblaut. ebenso furchtbar muß die Strafe sein an Buch und Autor!

GRÄFIN. Karl –!

HERZOG fortwährend mit nur halblauter Stimme. Wenn ich meinem eigenen Leben, meiner Stellung, der ganzen Welt des gesetzlichen Bestandes gerecht sein will.

GRÄFIN. Karl –!!

HERZOG. Dem Henker muß Buch und Autor verfallen! –

GRÄFIN. Karl, das wirst du nicht –!!

HERZOG sieht sie an, mit unveränderter Stimme. Wenn hieran nicht ein Exempel statuiert wird, so bricht die Sintflut über uns herein und verschlingt die bestehende Herrschaft, und wir verdienen unsern Untergang, da wir unsern Erbfeind erkannt und nicht erschlagen haben.

GRÄFIN. Mir schwindelt. Du hast unrecht, Karl.

HERZOG kaum hinhörend. So?[264]

GRÄFIN. Du mußt die Spreu von dem Weizen sondern. Das Buch hat neben den entsetzlichsten Dingen Züge von Größe, welche nur den auserwählten Menschen eigentümlich sind, ja das Geschmacklose, das Entsetzliche selbst darin ist von verwegener Größe.

HERZOG. Wenn man die Frechheit hat, jeder Sitte, jedem Gesetze, jedem Glauben Hohn zu bieten, dann ist es keine Kunst, einen Augenblick groß zu erscheinen; denn man ist wie das Raubtier den edelsten Wesen auf Hals und Haupt gesprungen und erscheint groß, weil die erkorene Beute hoch gewachsen ist. Gelingt der Biß, dann stürzt das Raubtier mit der niedergeworfenen Größe in den Staub, und es wälzt sich Hoch und Niedrig in gleichmäßiger schmutziger Niedrigkeit umher.


Kurze Pause.


GRÄFIN. Ich kann deinen politischen Ideen nicht folgen, ich bin eine Frau. Als solche empfinde ich aber, daß mitten unter allem Entsetzen eine Seele in diesem Buche waltet, welche voll edler Wallungen ist. Deshalb wiederhole ich: Du tust unrecht, Karl, wenn du auf strenge oder gar gemeine Strafe sinnst gegen den Autor.

HERZOG heftig. Unrecht? – Milder. Du hast Verstand genug, die politische Lage der Welt zu würdigen, du hast mir's seit Jahren in täglicher Unterredung bewiesen. Verstocke dich nicht hierbei aus persönlicher Sentimentalität für dies unglückselige Menschenkind, welches eine alltägliche Weiberseele durch schimmernde Phrasen bestechen mag. Es ist kein Schülerspaß mehr, der verscharrt und vergessen werden kann: das Buch ist hinausgeworfen in die Welt, es wird sein lautes Echo finden, wie jeder wilde Schrei; denn das Publikum ist ein gedankenloser Berg, der jedem heftigen Anprall antwortet; um so lauter und stärker antwortet, je wilder der Schrei. Freilich ist Talent in dem Patrone! Was du als befangenes Weib die Seele nennst, das ist sein Talent. Hätte er dies nicht, was würde ich mich bekümmern und betrüben um die Fratze!? Dies Talent eben wird die Menschen verführen, daß sie das Verbrecherische ebenso beifällig aufnehmen wie das Harmlose, und darum ist es meine Pflicht, an Autor und Buch ein warnendes Beispiel aufzustellen. Dies schreckende Beispiel allein kann die Menschen belehren, daß hier ein Verbrechen vorliege, welchem man aus dem Wege gehn solle –[265]

GRÄFIN. Schiller ist kein Verbrecher!

HERZOG. Aber sein Buch ist ein Verbrechen! – Du kennst die drohende Lage der Welt so gut als ich, kennst das schreckliche Gewitter, welches jenseit des Ozeans donnert und blitzt und hagelt und alles das verwüstet, was unsere Vorfahren seit Jahrhunderten mühsam aufgebaut in Europa. Alles das wird von Grund aus zerstört in jenem Nordamerika, und jener Washington sichert der Neuerung eine für uns verderbliche Dauer. Die wildesten Gedanken er Neuerung sind bereits nach Europa ausgestreut worden durch Franzosen und Polen und durch unsre eignen Hilfstruppen –

GRÄFIN. Die ihr verkauft habt –!

HERZOG. Und diese wilden Gedanken haben in diesem Augenblicke vollständig gesiegt! Europäische Fürsten haben sie sanktioniert: vor einer Stunde ist mir die offizielle Nachricht zugegangen, daß Frankreich am Dritten dieses Monats Friede mit England geschlossen und die sogenannte Freiheit Nordamerikas, will sagen: die Republik! garantiert hat. Der zerstörende Vulkan ist jetzt gesetzlich gesichert, und wo ist die Hilfe für das alte Recht und für uns Fürsten? Wo ist sie? Sieh dich um! In England etwa? Das ist erschöpft und ist von lange her unsrer fürstlichen Macht eine gefräßige Stiefmutter. Oder in Frankreich? Das alte schöne Frankreich ist verdorben. Da wirtschaften jetzt die überspannten Lafayettes, die frechen Beaumarchais', welche den Boden untergraben; da gärt es in allen Winkeln, und der König ist ein gutmütig schwacher Mann. Oder ist etwa bei uns dahier im Deutschen Reiche Hilfe zu erwarten? Wie? Handelt nicht unser Kaiser Joseph, als ob er bei diesem Washington in die Schule gegangen wäre, und ist der große Friedrich etwa noch eine Stütze? Wahrhaftig nicht! Hat er mich nicht verleugnet im Kampfe gegen meine Landschaft? Ist er nicht bei aller seiner königlichen Macht durch und durch angesteckt von Neuerungen, und sei er, wie er's sein kann, ein wirklicher König und Herr, steht er nicht schon mit einem Fuße in seiner Gruft zu Potsdam? Laß ihn verschwinden in dieser Gruft, wer wird den krachenden Sturz unsers alten Reichs und Rechtes aufhalten? Wer? Und Mit steigender Heftigkeit. in solcher Lage soll aus meinem Württemberg ein Schauspiel hervorgehen, welches die frechste Empörung verherrlicht, und ich, der gefürchtete Herzog Karl, soll dies ruhig geschehen lassen?[266] Der Kinder Spott zu werden verdient' ich, wenn ich die Bedeutung und die Gefahr nicht einsähe und ihr nicht einen Denk- und Grenzstein errichtete, so hoch wie der Galgen! Geht umher.


Pause.


GRÄFIN macht bei den letzten Worten eine Bewegung des Entsetzens und der Abwehr, nach der Pause leise anhebend und langsam. Ich weiß nicht, ob solch ein Zusammenhang mit dem Schauspiele eines jungen Poeten zu suchen und zu behaupten ist; ich weiß nicht, um wieviel dein Zorn die Erscheinungen und die Verhältnisse vergrößert; aber ich weiß, daß keine Macht der Erde stark genug wäre, durch Verbot und Strafe solchen Zusammenhang zu zerreißen, wenn er besteht, und ich weiß, daß es meinem Innersten widerstrebt, einen begabten jungen Mann wie eine Entrüstet. Beute des Henkers behandelt zu sehen! – Für mich ist hier kein menschlicher Zusammenhang! Was hat er getan? Eine wilde Phantasie hat er niedergeschrieben und sie dem Urteile der Welt vorgelegt. Das ist alles. Beurteilt sie, verurteilt sie. Das Buch ist euer, der Verfasser nicht. Vergreift ihr euch an ihm, so vergreift ihr euch an demselben alten Rechte, dessen Untergang ihr verhüten wollt. Gott gab jeder Kreatur das Recht, seine Welt anzusehn mit eigenen Augen, seine Welt innerlich nachzuschaffen mit eigenen Kräften. Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und lasset Gott, was Gottes ist. Die Tat des Poeten mag euer sein, ich will's nicht bestreiten, obwohl auch dies mir widerstrebt, der Poet aber ist Gottes. Du vergreifst dich an Gottes vorbehaltenem Eigentume, wenn du den Dichter, Gottes ewigen Quell von unerhörten Dingen, vor dein beschränktes weltliches Tribunal schleppst!

HERZOG höhnisch. Du phantasierst!

GRÄFIN sehr lebhaft. Spotte nicht, Karl! Spotte nicht! Dein Spott träfe das Edelste, was wir beide gemeinschaftlich besitzen, unsre Liebe, unsre Ehe. Was ich da gesagt, ist der Kern meiner Seele. Verachtest du's, so scheidest du uns voneinander.

HERZOG. Weib!

GRÄFIN mit schwärmerischem Feuer. Weil ich ein Weib bin, leb' ich und sterb' ich dem Ideal meiner Seele. Karl, du verlierst mich, ich verliere dich, wenn die Kluft, welche du da aufgerissen hast zwischen uns, unausgefüllt bleibt. –

HERZOG. Weib![267]

GRÄFIN ohne sich zu unterbrechen, mit schwächerer, aber tief erregter Stimme. Höre genau, Karl, ich phantasiere nicht; mein ganzes Inneres erzittert vor der Wahrheit des Wortes: Du verlierst mich, ich verliere dich, wenn dieser grelle Unterschied wirklich zwischen uns besteht, wenn du wirklich einen unschuldigen Dichter den Henkern überliefern kannst, weil dir sein Gedicht nicht gefällt, wenn du wirklich das Unendliche behandeln kannst, wie das Gemeine.

HERZOG. Franziska –!

GRÄFIN ohne sich zu unterbrechen, der Stimme immer mehr Raum gebend. Denn du bist dann nicht mehr der Karl von Württemberg, den ich lieben mußte trotz aller Not und Qual und Schmach und Erniedrigung, welche diese Liebe über mich gebracht.

HERZOG. Schmach und Erniedrigung –?!

GRÄFIN ebenso und sehr rasch. Jawohl, Schmach und Erniedrigung war's, als ich jahrelang neben dir einhergehen mußte ohne gesetzliche Weihe, als die ehrbare Bürgersfrau schamhaft ihr Haupt von mir abwandte, weil mich ihr Herz der Schamlosigkeit zieh und der Frechheit. All deine äußerliche Pracht und Herrlichkeit, die du über mich warfst, sie konnte diesen Stachel nicht abstumpfen, der mein Herz zermarterte, und Stark. für den Herzog von Württemberg hätte ich nimmermehr das alles erlitten! Ich erlitt es Weicher. für jenen Karl von Württemberg, dem ich mich verbunden glaubte in voller, edler Sympathie der Seelen, ich erlitt es für dich, Karl, dessen männliche Seele, dessen edle Seele ich liebte. Liebe für den edlen Mann war meine Entsühnung. Streng. Muß ich jetzt, nachdem ich dein Weib geworden, entdecken, daß in der Brust dieses Karl kein Organ wohnt für eine tiefste Empfindung des Menschen, für eine Empfindung, welche den Glauben an Gott betätigt, Gesteigert. kein Organ für die Würdigung des Dichters, aus welchem Gott redet, wie entstellt auch Gottes Ausdruck laute; muß ich jetzt entdecken, daß du kleiner bist, als ich gedacht, dann, Herzog Karl Mit größtem Pathos. ist mein Herz in furchtbarer Täuschung befangen gewesen, dann bist du nicht der edle Mann, der mich entsühnen gekonnt, dann werden alle die Schlangenbisse der Schmach und Erniedrigung wieder lebendig, die Vergangenheit ist nicht überwunden, sondern wird die Hölle meines Herzens, ich bin alsdann das unglücklichste Geschöpf in deinem Reiche, und ich habe dich, du hast mich verloren.


Pause.[268]


HERZOG. Du übertreibst dich und überreizest dich, Franziska.

GRÄFIN leise. Das sagt der Mann immer, wenn ihm das Leben des Weibes unerwartet enthüllt wird.

HERZOG. Laß das! – Er stützt sich wieder auf die Stuhllehne und schweigt einen Augenblick – halblaut. Ich kann deinem überspannten Eigensinne gefällig sein; denn ich liebe dich. Aber ich kann es nur auf Kosten meiner persönlichen Wünsche, ich kann es nicht auf Kosten des Staates. Und dies Buch ist nicht gegen mich, es ist gegen die Gesellschaft, gegen den Staat gerichtet. Erniedrige nicht deinen Herzog Karl dadurch, daß du ihm weibische Willfährigkeit ansinnest, wo man männliche Kraft von ihm erwarten, fürstliche Strenge von ihm fordern darf. Hindre mich nicht, Fürst zu sein. Weich. Sei billig gegen mich – opfre nicht einer poetischen Grille den Mann deines Lebens. – Und jetzt schmücke dich, damit du mich später begleiten kannst zum Feste auf der Solitude.

GRÄFIN. Mit solchem Pfeil im Herzen kann ich kein Fest begehen!

HERZOG streng. Franziska! – Du wirst Einsicht finden! Diese Fremden sehen mit hundert Augen auf dich – eine glückliche Ehe beneiden sie, auch wenn sie deiner nichtfürstlichen Abkunft spotten möchten: jedes Zeichen einer nichtglücklichen Ehe ergreifen sie als die willkommenste Beute für bösen Leumund, als die willkommenste Bestätigung ihres Vorurteils für standesmäßige Wahl. Du wirst Einsicht finden, wirst du?

GRÄFIN sehr weich. Karl! Erlöse mein Herz von der quälenden Angst um den Dichter!

HERZOG streng. Franziska!

GRÄFIN schnell und äußerst schmerzlich und mit nachdrücklicher Steigerung. Alles andere ist ja unbedeutend daneben. Mit dieser furchtbaren Frage aber steht und fällt dein und mein Leben, glaub' es mir! Steht und fällt dein Ruf und Ruhm im Vaterlande, in der Geschichte, das weiß ich, Karl –

HERZOG. Ich weiß es auch, und deshalb bin ich streng und handle rasch.

GRÄFIN in Verzweiflung. O mein Gott, mein Gott, wie unmächtig ist das Weib, wenn es nicht geliebt wird.

HERZOG. Franziska![269]

GRÄFIN angstvoll rasch. So zögre wenigstens mit dem Gericht! Du bist übernächtig, du bist aufgeregt, laß die Sonne untergehen und wieder aufgehen, ehe du beschließest. Ablehnende Bewegung des Herzogs. Außer sich. Sei nicht grausam, um gerecht zu sein! Zu deinen Füßen beschwöre ich dich –! Er läßt sie nicht knien.

HERZOG rasch. Franziska, du bist außer dir!

GRÄFIN erschöpft. Jawohl, und mit Fug und Recht; denn du verstehst nicht, daß es sich um Tod und Leben für uns alle handelt.

HERZOG geht unruhig nach hinten und sieht einen Augenblick hinaus – es donnert in der Ferne – dann kommt er langsam zur Gräfin, welche schmerzlich in sich versunken dasteht und sich nicht nach ihm umgesehen hat. Ich will dir meinen guten Willen zeigen – soweit ich kann.

GRÄFIN aufsehend.

HERZOG. Ich will den jungen Menschen noch einmal sprechen. – Geht rasch hinten an die offene Tür und ruft nach rechts, wo Bleistift, ohne weiter zu antworten, einen Moment an der offnen Tür sichtbar wird und wieder verschwindet. Heda! Ruf den Schiller herauf zu mir! Zurückkommend. Hier soll er auf mich warten. Sein Schicksal sei hiermit noch einmal, aber zum letzten Male in seine Hand gegeben. Mit tiefer Stimme. Ich habe nichts dagegen, daß ihr Frauen ihn aufmerksam macht, was auf dem Spiel stehe. Nimm dir die Bäbele zu Hilfe, sie ist ein gesunder Verstand. Du siehst, ich bin billig.

GRÄFIN reicht ihm die Hand.

HERZOG ebenso. Schiller ist wahr und ehrlich – ich werde sehen, ob eine Ausgleichung möglich ist, ich werde erwägen, wieviel er versprechen, wieviel er halten kann. Bist du zufrieden?

GRÄFIN. Ich danke dir wenigstens – Gott möge es zu unserm Besten lenken.

HERZOG. Das möge er! Und mir dein Herz erhalten.

GRÄFIN sehr ernst. Wie mir das deine, Karl – denn die Gefahr ist groß! Sie geht links nach der ersten Tür, er winkt ihr ernst liebevoll mit der Hand und geht nach der ersten Tür rechts ab.


Quelle:
Heinrich Laube: Gesammelte Werke in fünfzig Bänden. Band 25, Leipzig 1908–09, S. 262-270.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Karlsschüler
Die Karlsschüler: Schauspiel in Fünf Akten (German Edition)

Buchempfehlung

Platen, August von

Gedichte. Ausgabe 1834

Gedichte. Ausgabe 1834

Die letzte zu Lebzeiten des Autors, der 1835 starb, erschienene Lyriksammlung.

242 Seiten, 12.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon